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Starren

Die Zeit auf den Straßen hat durchaus etwas für sich, wenn man von etwaigen körperlichen Unannehmlichkeiten, lästigen Mitmenschen oder aufkommender Langeweile absieht. Denn immer sie bietet den Kitzel des Neuen, des Unbekannten: eine Veränderung findet statt, und das Leben tritt hervor.

Ich selbst finde dann stets eine Möglichkeit zur Einkehr, zur Verarbeitung des Erlebten oder einfach nur da zu sitzen und in Gedanken verloren zur Fensterscheibe hinaus zu starren. Ja, manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, dass das eigentliche Reisen während jener Zwischenepisoden stattfindet, die man zumeist schnell und gerne wieder vergisst.

Andere Seite

Die grob 500 Kilometer von Ngapali nach Katha im Norden Myanmars ohne nennenswerte Pausen zurückzulegen, wäre jedoch ein ziemlicher Kraftakt gewesen, den ich vor fünf Jahren noch durchaus und blauäugig durchgezogen hätte.
Aber ich lerne ja schließlich auch dazu.

Demnach war unser erster Halt Pyay auf der anderen Seite der Rakhine-Kette, wo wir für eine Nacht in einem netten, jedoch seeehr rustikalen Guest House unterkamen. Das wurde von einem zerwuselten Birmesen gemanaged, der aussah wie der Chinese in „Im Land der Raketenwürmer“; Ihr wisst schon, der, dem der Laden gehört und in der Mitte des Films gefressen wird. Großartiger und sinnbefreiter 80er-Jahre-Streifen.

Pause

Der hatte längere Haare am Hals als auf dem Kopf und eine jahrzehntelang in Betelschleim eingelegte und gereifte Erzählonkelstimme, die mich unweigerlich an unseren Aufenthalt in jener schicksalhaften Hütte am Ufer von Neuseelands Whanganui River vor ach so langer Zeit erinnerte. Denn auch ihm hätte ich stundenlang zuhören können, wie ich so dasaß mit meinem grünen Tee während des ausgiebigen Check-ins.

Breit

Da wir nur einen Nachmittag Zeit hatten, ließen wir uns entspannt von einer Motor-Trishaw zu den Hauptsehenswürdigkeiten kutschieren, um einigermaßen anständig touristisieren zu können. Dazwischen schlenderten wir über den Markt und am Ufer des breiten Ayeyarwaddy entlang, aßen Nudeln und frittierten Magenkrebs, warteten auf den Nachtbus.

Die niedliche Kleinstadt lud durchaus zum Verweilen ein, aber wenn man einmal damit anfängt, sieht man am Ende gar nix vom Land.

Viertel

Auf den ersten Blick weniger spannend fand ich dagegen Myanmars zweitgrößte Stadt mit dem klingenden Namen Mandalay, und so blieben wir dort auch nur eineinhalb Tage, um Dinge zu organisieren, uns ein wenig in unserem nichtssagenden Viertel umzuschauen und in einem Beton-Biergarten zwei, drei kühl gezapfte „Myanmar“-Biere zu trinken.

Man hätte meinen können, dass es sich dort um eine uralte Siedlung handeln müssse, aber die Stadt in der Mitte des Landes wurde erst im 19. Jahrhundert als neuerlicher Königssitz gegründet, weil einer von denen mal wieder Flausen im Kopf hatte.
Now you know.

Taxi

Wir fuhren Mopedtaxi, das war drollig. In den vorwiegend ungeregelten Straßen herrschte soviel Verkehr, dass selbst ich als erfahrener und hartgesottener Straßenüberquer-Veteran so meine Probleme hatte.

Trotzdem entwickelte Mandalay sich unweigerlich zu unserem Dreh- und Angelpunkt während unserer letzten Woche im Land der lächelnden Vampire (Sorry, der war geklaut: copyright by Tom Biber.), bevor wir zurück nach Bangkok flogen.

For Free

Zum Beispiel haben wir in Mandalay in meinen Geburtstag reingefeiert. Das war schön! Zuerst sind wir zum Sunset auf die kotzdekadente Dachterrasse eines Nobelhotels, wo sich auch Nichtgäste zu ihrem Rum Sour for free und all you can drink während der Happy Hour unternehmensgarantierte Sonnenuntergänge anschauen durften.

Kitsch Flotilla

Natürlich waren wir hoffnungslos underdressed, aber die charmanten Rezeptionistinnen schauten uns keineswegs zweifelnd oder herablassend an. (Oder sie waren einfach gute Schauspielerinnen.) Im Gegenteil. Wie hochverehrte Gäste ersten Ranges wurden wir behandelt, und sie bestellten uns sogar ein Taxi! – Ich finde das bemerkenswert.

Ihr mögt mich vielleicht für verrückt halten, aber ich SCHWÖRE bei meinen Gebeinen, dass die beiden Vogelschwärme, die auf die Sekunde zur dramatischsten Phase des Naturschauspiels vor unseren makellosen Tischdecken und an der Sonne exakt choreografiert vorbeiflogen, heimlich von Mitarbeitern des Hotels losgeschickt wurden.

Das war niemals Zufall. Nie und nimmer. Wennsd schaust, dann waren die Viecher nummeriert und mit den Initialen vom Hotel gebrandet: „Sundown Kitsch Flotilla“ oder so. Echt, die spinnen, die Birmesen.

Zweitgroß

Angelpunkt

Sundown

Moped

Drollig

Magenkrebs

Sehenswürdigkeit

Haupt

Touristisieren

Niedlich

Trishaw

Schlendern

Ayeyarwaddy

Ufer

Niedlich

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