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Zivilisation

Wehe, die brodelnde Zivilisation forderte uns wieder zurück. Nach sechs zaubrischen Tagen spuckte uns der Dschungel wieder aus, schwitzend, zerkratzt und glücklich wund. Es war einer der wenigen Momente, in denen ich mir ein kühl rinnendes Bier gönnte. Und das war gut so, denn die Brühe lässt sich nur eiskalt und nach einer aufreibenden Strapaze wie dieser hinunterwürgen.

Nach einer stärkenden Mahlzeit in La Carmelita hoppelten wir wieder in unseren Minibussen gen Flores, und währenddessen schwirrte mir nicht nur einmal der reuige Gedanke durch den Kopf, ob ich nicht einfach dort in der Wildnis hätte bleiben und zusammen mit den Park Rangers die Ausgrabungsstätten gegen Jaguare, Wilderer und Zecken verteidigen können.

Mehr Zivilisation

Mittlerweile hatten wir uns gegenseitig von den meisten dieser unliebsamen Blutsauger befreit. – Ey, wusstet Ihr, dass die Biester bei uns eigentlich gar nicht heimisch waren und erst in den letzten 60 Jahren eingeschleppt wurden? Ich muss mal meine Oma fragen, ob das stimmt. Verdammter Tropentourismus.

Ah, und der Moment, am Abend im Los Amigos unter einer herrlich (Es tut mir leid, liebe Feministinnen, aber „dämlich“ passt an dieser Stelle einfach nicht.) erfrischenden und prickelnden Dusche zu stehen und den Staub, den Morast der vergangenen Tage glimpflich von all meinen Poren abzuwaschen! Als wackerer WandersTo kenne ich diesen erlösenden Moment ja nur zu gut, doch wird er mir nie überdrüssig.

Activity

Einen Tag noch erholten wir uns im hübschen Flores, vielmehr ich, denn die arme Patricia musste mit ihrer frisch und voller Tatendrang eingetroffenen Freundin Alexandra aus Frankreich nach Tikal; der Preis eines reduzierten Zeitbudgets.
Ich aber watschelte leichten Herzens in mein geliebtes Cool Bean Café und erwartete nicht ganz ohne Schadenfreude ihre Rückkehr, quasselte derweil entspannt mit Benjamin und Omida.

Mithin zu fünft schipperten wir dann am frühen Abend, keine Müdigkeit, in einer Lancha (Pendelboot) über den Petén Itzá in eine ruhige Ufernische zu „George’s Place“, wo man gegen 10 Quetzales abhängen und sich reihum mit einem Seil in den See schwingen konnte, je nach Talent mehr oder weniger graziös, bis die Sonne rasch hinter den niederen Hügeln auf der anderen Seite des Sees verschwand.

Talent

Nach einer ausgiebigen und liebevollen Verabschiedung von Ben und Omida (Ach, gäbe es nur mehr von diesen wundervollen Menschen!) packten wir uns in ein Shuttle voller brütender Gringos auf ihrem Weg nach Semuc Champey, dem nächsten Programmpunkt der Mädels.

Zu diesem ließ ich mich leichtin überreden, lag er doch praktisch auf meinem Weg zum Atitlán-See, nach dem ich mich so sehr zurücksehnte. Mein Plan, die lange und anstrengende Strecke dergestalt abzukürzen, schlug jedoch fulminant fehl, aber davon später. So schlau ist man eben leider oft erst hinterher.

Überfahrt

Die Fahrt verlief bis auf eine erbauliche und langwierige Flussüberquerung per Fähre recht ereignislos. Wie trefflich, dass ich von einigen arroganten und schrill kackernden Party-Gören umringt war und mich in indignierter Rechtschaffenheit suhlen konnte, um mir so Fahrt zu versüßen:

„I think? I’m in a party mood tonight! Too bääd I didn‘t bring my beer bong!“
Himmel Herr Jesus, möge Dir der Schlauch in Deinem ignoranten kleinen Halse stecken bleiben!

Teaser

Aber was soll die eingebildete Überheblichkeit? Sie sind Anfang Zwanzig und mittendrin im heißeren und schwülen Strudel des Sozialisationsdrangs und alldieweil nur ein Spiegel meine eigenen Entgleisungen, halb vergessen und dilettantisch vergraben in den bröckelnden Archiven meiner mittelalten Biografie.

Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Lanquin, Sprungbrett zu jenem sagenumwobenen Parkareal, zu dem alle Touris hin diffundieren wie die Korruption in ein entzündetes Parlamentsgebäude. So recht wusste ich ja immer noch nicht, was mich da erwartete: ein eigenartiges Gefühl der Spannung und heimlichen Vorfreude breitete sich wohlig in mir aus wie von einer wärmenden, aber kratzigen Wolldecke.

Empfang

Am Parkplatz wurden wir von hyperventilierenden und panisch zuckenden Burschen empfangen, die sich vor lauter Feuereifer gegenseitig auf die Füße traten und heißer die Namen von mannigfaltigen Hostels in die zwitschernde Nacht schrien – infernalische Herolde, welche die Heere ihrer stahlglänzenden Souveräne in die Schlacht führten.

Warum zum Geier veranstalten die so einen Terz, es haben doch High Season sei Dank eh alle im Voraus reserviert. Guatever.
(Den habe ich im übrigen leider nicht selbst erfunden, sondern dieser leidlich kreative Wortwitz prangt auf zahlreichen T-Shirts in sämtlichen Souvenirläden, aber ich finde, er passt hier nichtsdestotrotz ganz vorzüglich.)

Fracht

Mein erster Impuls war, grade wieder umzudrehen und reißaus aus diesem verführerischen Höllenloch zu verschwinden, das allein für die blitz-blankenden Horden fremdländischer Besucher zu existieren schien.
Doch es war zu spät. Schon saßen wir auf einem mächtigen Allrad-Laster, der uns weitere geschlaglochene zehn Kilometer zu unserer Unterkunft brachte, röhrend und wutentbrannt schnaubend.

Das machte höllisch Spaß. Auf der Ladefläche versuchte eine schallernde Musikbox, sich verzweifelt festzuhalten, am Gestänge unter der Plane prangte eine grüne LED-Leiste. Wo zur Hölle bleibt der Animateur mit den Willkommens-Cocktails??
Auch Patricia und Alex hatten so ihre Probleme und knallten schmerzhaft lachend mit den Köpfen aneinander, doch abgesehen davon kam es erstaunlicherweise zu keinen gröberen Verletzungen.

Chez George

Mehr

 

 

 

 

 

 

Sundown

 

Es wird spät

Guatever

 

 

 

 

 

 

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