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Die Szenerie wurde zusehends gebirgiger und staubiger, vereinzelte Feuer loderten an kahl erodierten Hängen. Entlang eines tief eingeschnittenes Flusstales, bei dessen Anblick mein Herz entzückt zischelnd die Luft einsog, kurbelte sich unser Colectivo der guten Hoffnung um Ausläufer herum und herum, hinunter und hinauf, und der Tag wurde älter.

Patricia und ich machten es uns gegenseitig an unseren jeweiligen Schultern und/oder Schößen bequem, so gut es eben ging und ich noch immer meine Kamera bedienen konnte. Vereinzelte Gespräche lösten dösige Schlummerphasen ab, bis zu guter Letzt ein weiteres Mal die Nacht hereinbrach, ehe wir uns langsam zum schönen See hinab schraubten.

Herum

Es war irgendwann während jener letzten Kilometer, da mir klar wurde, dass es eine gehörige Schnapsidee von mir war, mit Semuc Champey die Fahrt von Flores nach Panajachel geschwind in zwei kürzere Etappen zu zerteilen. Denn jede der beiden Etappen war komischerweise genauso lang wie einmal komplett von Petén Itzá nach Atitlan zu gurken: in etwa acht, neun, zehn plus Stunden.

Jedoch habe ich auch nie behauptet, dass es objektiv effektiver ist, ohne jedwede Recherche und nur dem Flow nach zu reisen. Aber das muss ich auch erst mal selber checken. Dass ich das nie behauptet hab’. Ganz schön kompliziert, das eigene Selbst, vor allem wenn man nicht damit rechnet.

Selbst

Kompliziert wurde es auch, als wir müde und abgekämpft in Pana anlangten. Hm, mal sehen, ob ich das so hinkriege, damit es auch einen Sinn ergibt:
Der Grundgedanke bestand darin, dass sowohl Patricia und Alex einerseits, Patrique als auch ich allesamt unterschiedliche Pläne oder auch nicht und Zeit zur Verfügung hatten oder auch nicht.

Theoretisch wollten wir alle von Pana aus mit der nächstbesten Lancha an unsere jeweiligen Zielorte am See, Patrique nach San Juan, ich nach San Juan oder Santa Cruz, die Mädels nach San Pedro. So. Es wurde uns praktisch jedoch alsbald klar, dass wir es nicht mehr bis zur letzten Lancha schaffen würden, ich insgeheim hatte es niemals angenommen und dahingehend bereits emotionale Vorkehrungen getroffen, die erste Nacht in Panajachel zu verbringen.

Tourismus

So wie es aussah, wollten wir uns dort also alle zusammen eine Bleibe suchen und uns also am nächsten Tag aufteilen. Doch hatten wir einmal mehr nicht mit der Geschäftigkeit des guatemaltekischen Tourismus-Sektors gerechnet.
Denn siehe da, es fuhr noch ein Boot nach San Pedro, selbst in geschlagener Dunkelheit!

Magnetische Nixen

Und dann ging alles furchtbar schnell! Die ganze Meute stob wie eine abgehalfterte Zombie-Stampede zum Anleger, Alex wurde irgendwie mitgerissen, während Patricia, Patrique und ich unschlüssig herum standen. Unsere Gehirne waren Matsch und in diesem prekären und schicksalshaften Moment nicht zu gebrauchen, primäre Überlebensinstinkte setzten ein.

Der Franzose wollte auf einmal ganz schnell in sein Hotel, mich zog es zu ihm, da ich ums Verrecken nicht nach San Pedro wollte. Und vielleicht konnten wir uns ja ein Doppelzimmer teilen und so die Kosten drücken.
Patricia im Gegenzug wollte eigentlich auch nicht mehr zur Lancha, wurde aber eben dorthin und von mir weg gezogen aus Loyalität zu ihrer kleinen nixenhaften Freundin.

Umstände

Und so plötzlich wurde unser Grüppchen durch unwiderstehliche magnetische Gewalten von außen gesprengt und zerteilt, ohne dass wir auch nur irgendwie zu einer Verabschiedung imstande gewesen wären und keiner wusste so recht, was da eben passiert war. Irgendwie reute mich meine Entscheidung hinterher, aber die unbarmherzigen Kräfte verworrener Umstände an jenem Abend waren einfach stärker.

Doch jetzt kommt erst das Beste und die ironische Sahnehaube, an der Murphy im Schatten einer Laterne am Straßeneck genüsslich und mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen schleckte.

Gemeinschaftsbad

Am Ende nämlich suchte ich mir meine eigene Bleibe, weil mir Patrique’s Budget die Kehle versengte und ich keuchend einige Schritte von der Rezeption nach hinten taumelte. Ich wünschte ihm alles Gute und wickelte mich bei dem Gedanken an deren Preise fröstelnd in meine Decke, als ich schließlich ein Einzelzimmer meines biederen Standes erstanden hatte.

Verkauft wurde es mir mit Gemeinschaftsbad, gebaut war es jedoch mit eigener Dusche und WC, weshalb die nette Dame zuvorkommend und konsequent das Bad abschloss und mir bedeutete, die Gemeinschaftsduschen seien im Erdgeschoss. Claro que si.

Pyramide?

Eine Logik, der man nicht ohne mentale Aufwärmübungen oder kurz nach dem Aufstehen folgen sollte.
Eine Logik, wie sie nur ein Zauberer der achten Ordnung auf der Scheibenwelt sich ausdenken könnte, weil er vergessen hatte, seine Froschpillen einzunehmen.
Eine Logik, die in etwa soviel Sinn macht wie eine auf dem Kopf stehende Pyramide. Klar, es würde schon irgendwie gehen, wenn man es nur schaffen würde, sie genau auszutarieren…

Die Welt

Es war auch just in diesem Moment, als ich mich behaglich ausstreckte auf meinem ökonomisch bewussten Himmelbett, da mir per whatsapp bewusst wurde, dass die Damen aus unerfindlichen Gründen am Ende doch nicht San Pedro gefahren sind, sondern ebenfalls in Panajachel gestrandet sind… Ahaaaa.
Also waren wir alle im gleichen Ort, nur allesamt in drei verschiedenen Unterkünften. Genial!

Aber mei, die Welt hat schon verrücktere Dinge gesehen. So zum Beispiel bewaffnete Securities mit Pumpguns vor einem Tante Emma-Laden.
Die Guatemaltekos stehen nämlich auf Pumpguns und offiziell aussehende Uniformen, oh ja, sehr sogar.

Zeitbudget

Erinnerung

Bewusst

Dazwischen

Einfach so

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Bitte umblättern: Zefix Halleluja…