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Grasaue

Zu Zeiten konnte ich dank illegaler Abholzung all jene Spießgesellen friedlich versammelt auf einer weit schweifenden Grasaue beobachten und musste dabei Acht geben, dass mir von dem unaufhörlichen Im-Kreis-drehen nicht schwindlig wurde. Wir waren ja quasi mittendrin.

In Tümpeln und derart von Annemonen überwucherten Lagunen, dass sie schon fast ihr eigenes Klischee in Verlegenheit brachten, erspähte ich weitere Hippos wie auch das eine oder andere Krokodil, das starr wie eine umgefallene Salzsäule stundenlang in der Sonne garte.

Lächeln

Dazu fielen mir jene schweigsamen und tendenziell verschüchterten Zeitgenossen ein, behangen mit altmodischen Ledertaschen und grausigen Hüten auf ihrem züchtig geschorenen Kopf, die, bevorzugt an Bahnhöfen, so dünne Blättchen mit Titeln wie „Erwachet” oder „Leuchtturm” in ihrer Ellenbeuge anpreisen.

Die vorherrschende Farbenkombination ihres Outfits besteht zumeist aus einem grau-braunen Ensemble von todbringender Monotonie, vielleicht kennt ihr sie. Selbst ihr leises Lächeln, wenn man von der Länge der jeweiligen Mäuler einmal absieht, scheint dem jener altvorderen Echsen zu gleichen.

Glühen

Plötzlich aber wurde ich durch den aufschießenden Arm unseres Führers… Oh. – Nein, also, er wollte uns wirklich nur etwas zeigen. …Teh, stellt Euch das einmal vor, ein schwwwmaximalpigmentierter Nazi. Das wär was.

Jedenfalls riss er mich unsanft aus meinen Tagträumereien, nur damit ich im nächsten Moment meinen Unterkiefer an den Zehen zu spüren glaubte. Dort nämlich, im Geäst eines üppigen Mopane-Baumes loungete tiefenentspannt:
ein LEOPARD!!

In der Ferne

Boah! Wahnsinn. Der stolze Buschjäger ließ alle Viere inklusive seinem geschwungenen Schwanz lässig nach unten baumeln, wie um zu sagen: „Look at me. I’m AWEsome. – And fed.” Glühende, sprühende Ehrfurcht ließ mein kleines Herz erschauern in jenem glücklichen Moment.

Hie und da konnte ich in der Ferne einen schwerfälligen Büffel erkennen, der samt Lederhosn und einer Maß Bier gut und gerne in einen bayrischen Biergarten passen und dabei voller Genuss Gerhard Polt rezitieren würde:
„Öha!! Es könnte ja noch – EIN GEDANKE daher kommen!“

Drohung

Die einzigen, die dieses afrikanische Postkartenbild aus verklärter Romantik störten, waren, nun, wir selbst und das Rattern des Motors. Einem Elefant wurde das wohl zuviel und spannte drohend seine eindrucksvollen Ohrwascheln auf, als wir ihm allzu nahe kamen für sein Belieben.

Die beschaulichen Stunden zwischen den Morning und Evening Drives dieser Safaris wusste ich im Pool oder in einer Hängematten lesend totzuschlagen und wartete heimlich aber, stets mit der Kamera im Anschlag darauf, ein gähnendes Nilpferd oder einen zu Späßen aufgelegten Primaten zu erwischen.

Totschlagen

Ich probierte endlich mein neues Klebemittel aus, das versprach, meine Zeltnähte wieder dicht zu machen. Eine verdrießliche und aufgrund der eingezwängten Überkopfarbeit zuhöchst unbekömmliche Aufgabe. Damit die Nähte nach dem Zusammenpacken nicht aneinander babbten, lieh ich mir ein bisschen Mehl von einer angenehmen australischen Reisegruppe.

In jenen ruhigen Momenten wusch ich endlich die letzten Moränen meiner Pistenmigräne, bedingt durch die harten Tage auf der Straße aus meinem Bewusstsein. Ja, in einem unerklärlichen Schub aus Unternehmungsgeist bestellte ich mir sogar einen Brandy an der Bar und unterhielt mich dabei mit einem sympathischen weißbärtigen Manne aus Belgien.

Gähnen

Das war auch so einer, der schon alle Ecken und Enden der Welt gesehen hatte und sich nun in seiner Weisheit zurück lehnte. Mit kaum einer von meinen eigenen Reisen wusste ich ihn beeindrucken: „Nepal? Ah ja, da war ich 1976.” – Hmpf.

Zu guter Letzt erwischte ich ihn aber kalt, denn die märchenhaften Reisterrassen Indonesiens hatte er bis zu unserem Aufeinandertreffen in der Tat noch nicht erblickt.
Ha! In your face, Oida.

Späße

Das Vorhandensein zweier Menschen aus Franken streite ich nach wie vor vehement ab. Denn nur weil ich mit ihnen gesprochen habe, heißt das noch lange nicht, dass sie auch wirklich existieren.

Am Freitag Abend dann geschah das Undenkliche!
Nichtsahnend kehrte ich von einem Night Drive zurück und rieb mir meine vom Atomlicht des Spotters* entzündeten Augen, da vernahm ich zu meinem neuerlichen Verdruss von weitem bereits lautes Stimmengewirr.

Spotter

*Das ist so eine Art Scheinwerfer zum Ausleuchten von manch scheuem Nachtaktiven, der brennt wie die Sonne, nur kalt. An der Stelle trifft der Ausdruck wirklich voll ins Schwwwarze. – Nee, in dem Zusammenhang geht’s. Oder kann man gegenüber Tageszeiten rassistisch sein?

Egal, aber dieses Ding strahlt nicht nur, sondern wirft Licht wirklich mit Gewalt und einem unbeugsamem Zerstörungsdrang mitten in die Fresse der Welt, als ob er sie darüber verhören wollte, was sie sich in ihrer Einfalt und Leichtsinn nur dabei gedacht hatte, als sie mit diesem niedersinnigen Experiment des Lebens begann.

Idylle

Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen und näherte mich angstvoll trippelnd der Bar.
Meine schlimmsten Befürchtungen wurden in einem Moment gleißender und schlagartiger Bewusstwerdung – ähnlich der des Spotters – schreckliche Wirklichkeit:

Eine unsägliche Horde von „OH-my-GOOOD!“-Schnicksen brach über das Croc Valley herein wie die Zehnte Plage und zerhieb und zerstückelte die friedvolle Idylle freier Natur mit ihrem keifenden Geschnatter: „HellOOoooouuu!! How ARE yoouuuuuu!!!“
Schwirr ab, keckernde Schimäre des Grauens! Du hast keine Macht über mich!

Fehl geleitet

Eine Geburtstags-Party war es, aber das stimmte mich mitnichten verträglicher. Sie bestand vorwiegend aus Ohrringen sowie allerlei Geklimper, und drei oder vier Hähnen im Korb, die fatal die Brust aufstellten wie fehl geleitete Pfauen; allesamt ausstaffiert mit Klamotten wie aus den tiefsten und schlimmsten Kerkern der Achtziger.

Das war nicht fair! Das giltet nicht! Ich bin doch hier, um mich AUSZURUHEN!!
Mein mönchisches Grinsen, elender Verräter!, zerfiel zu Staub wie ein Vampir im Sonnenlicht.

Konsequenz

Jos, den Belgier konnte ich gar nicht mehr sehen. Wahrscheinlich hatte er sich aus Konsequenz und Standhaftigkeit in die braunen Fluten des Luangwa gestürzt.

Doch siehe! Am nächsten Morgen war der Spuk vorüber wie ein nebelhafter Nachtmahr, der mit dem Aufgang der Sonne zerfaserte, als ob es ihn nie gegeben hätte.
Gone! Die Heuschrecken waren weiter gezogen, und Stille legte sich wieder über das Land.

Jos hatte sich auch wirklich nicht umgebracht, sondern smart in sein Zelt geflüchtet.
Doch ich traute dem Frieden nicht und zog mit meinem akustischen Geigerzähler aus, um das Anwesen nach Spuren von krawallaktivem Fallout abzusuchen.

Aber es war ein Zeichen. Ja, es wurde nun endlich Zeit, auch diesen urwüchsigen Ort aus scheinbar vergessener Zeit zu verlassen, denn ich wollte ja nicht zu spät kommen.
Warum und wohin, das weiß bestimmt der Win…d.

Zerfasern

Vergessen

Schein werfen

Aufgang

Ausruhen

Geschnatter

Waschen

Lagune

Zusammen

Beschaulich

Experiment

Abholzung

Freie Natur

Outfit

Weit

Nachtmahr

Mächtig

Heimlich

Party

 

 

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