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Was für ein Empfang! Da standen sie alle: Elvis, Robel und Kitacho, und sangen mir ein Geburtstagsständchen. Unterstützt wurden sie von zwei neuen Gesichtern, Natascha aus Frankreich und Kim. Dreimal dürft Ihr raten, wo der herkommt.
Auf der Fahrt nach (H)awassa unterhielt ich mich per Handzettel mit meiner hübschen Sitznachbarin, fast wie damals in der Schule. – Ich weiß auch nicht, sie hat damit angefangen. Vielleicht war ihr gesprochenes Englisch zu schwierig unter dem konstanten Hintergrundlärm des röhrenden Motors.
Hinter mir sang ein junges Mädchen leise ein getragenes Lied, das mich sanft aus Dillas Hügeln und zurück in die Ebene um den (H)awassa-See trug.
Und schon stand ich wieder in der gewohnten Umgebung des Circle of Life, mein altes Zimmer wartete bereits ungeduldig auf mich.
Kaum hatte ich alle herzlichst umarmt, war ich auch schon mitten im Kreis, und unter Elvis’ hyperaktiver Moderation wurde ausgiebig palavert.
Gegen Abend schlenderten wir in einen Park mit schönen Ausblicken auf den See.
Zunächst rümpfte ich indigniert die Nase, weil ganze Autokolonnen die Piste dort umpflügten und soviel Staub aufwirbelten, dass man meinte, es sei ein Komet eingeschlagen.
Das war aber vom Universum eben so geplant gewesen, denn das schräg einfallende Abendlicht der untergehenden Sonne verband sich mit den in der Luft tanzenden Partikeln zu einem ganz und gar überirdischen Lichtspektakel.
Als ich unter den mächtigen Baumkönigen einher ging, die ihre unermesslichen Äste über das ganze Firmament zu spannen schienen, wähnte ich mich fast in Lothlórien mit seinen unsterblichen Mallorn-Bäumen.
Das war einer der Momente, die von der Ewigkeit singen.
Zum Sunset versammelten wir uns am Ufer und schauten den ansässigen Kindern beim Angeln zu. Elvis wusste es natürlich besser und zeigte ihnen großzügig, wie sie ihre Skills noch verfeinern konnten. Ich konnte mir denken, was insgeheim hinter ihren verständnislos gerunzelten Stirnen vorging: „Was will den dieser seltsam aufgedrehte Rasta auf einmal, und warum bewegt der sich so schnell?“
Die kleine Wanderung war am Ende anstrengender, als wir dachten. Deshalb freuten sich alle emsig auf das leckere Abendessen, das Natascha für uns zauberte, selbstverständlich vegan und ungewürzt.
Pfui Deifi und gute Miene aufsetzen.
Vom ersten Tage an schien die Frau mit den früh ergrauenden Dreads die Mutterrolle in unserem Kreis für sich erkoren zu haben, und das auch noch aus freien Stücken, wenn man das glauben mag. Fast zärtlich maßregelte sie die Jungs, wenn sie mal wieder zu sehr vom Leder zogen und ermahnte sie, dass sie doch bitte ihre Kippen aufheben und in den Mülleimer schmeißen sollen.
Es ist erstaunlich, wie schnell und widerspruchslos sich vier gestandene Männer wieder in kleine Lausbuben verwandeln können, die soeben bei einer Unartigkeit erwischt worden sind.
Später am Abend schaute sogar Jon noch spontan vorbei, mein Busgefährte während der ersten Fahrt nach (H)wassa. Der wusste ja gar nicht, dass ich wieder da war, und groß war die Wiedersehensfreude!
So saß denn eine ganz ausgezeichnete Länderauswahl um das Lagerfeuer im Garten vom Circle, das ich mir mithin zum Geburtstag gewünscht hatte: Äthiopien, Burundi, Frankreich, Uganda, Südkorea und der Quotendeutsche. Die Heimmannschaft wurde durch zwei ursympathische und feingeistige Flankenspieler verstärkt, die da Emanuel und Samira hießen.
Drei Kontinente feierten, quatschten, lachten und tanzten zu modernen, einheimischen Klängen, die Kitacho aus seinem Smartphone zauberte. Was für ein Fest der Liebe an diesem meinem letzten Ehrentag mit einer Drei vorneweg!
Voll, satt und glücklich fiel ich am Ende ins Bett meines treuen „Bahir Dar“-Zimmers.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht