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Kuscheln

Dorze war da ein hervorragendes Beispiel. Hoch gelegen in den Bergen um Arba Minch, kuschelten sich mehrere kleine Siedlungen und Dörfer in die dicht mit Bambus, Eukalyptus und Pinien bewaldeten Hänge.

Dort hatten sie Wohnhäuser, die ein bisschen aussahen wie Termitenhügel, sie schienen eher gewachsen als gebaut. In Wahrheit jedoch schrumpfen sie, weil eben jene eifrigen Insekten die Dinger nach und nach abfressen, kurioserweise von unten nach oben und sozusagen scheibchenweise, so dass die Hütten mit der Zeit immer weiter nach unten sacken.

Organisch

Ich weiß nicht, ob das so stimmt, der Lonely Planet sagt das, und es ist allgemein bekannt, dass man Reiseführern nicht trauen darf. Genau wie den Leuten im Sumpfdotterweg. Über ein Flechtwerk aus Bambus werden zur Abdichtung Schichten mit „enset“-Blättern darüber gelegt, die wiederum mit Bambusringen befestigt werden.

Bei enset handelt es sich um die sogenannte „falsche Bananenstaude“, die zwar wie die echte aussieht, bei der allerdings nicht die Früchte, sondern ihre Wurzeln verspeist werden; meist in gekochter Form. Verrückt.

Waschtag

Wenn ich mir vorstellen mag, möglichst in Einklang mit der Natur zu leben, so zeichnete jene Bauweise und überhaupt die ganze Gegend dort ein ganz und gar zauberhaftes Vorbild. Fast schon bekam ich Angst, mich umzudrehen, denn egal, wohin ich auch blickte, sah ich erhabene Schönheit.

Am Fluss zwischen hohen Bambussträuchern wuschen Frauen die Kleider der Familie und breiteten sie in der Sonne zum Trocknen aus. Wetter- und lebensgegerbte Männer entboten mir ihren Gruß, den ich sogleich höflich erwiderte. Einer konnte sogar etwas Englisch und führte ein recht loses Mundwerk für sein Alter, doch blieb er mir persönlich gegenüber stets vornehm in seiner Ausdrucksweise.

Kinder fangen

Er saß im Schatten vor einer der in diesem Land typischen achteckigen Kirchen, während weiter hinten ein anderer Dorfbewohner auf althergebrachte Weise mit einem Flegel Getreide drosch.

Wie überall dauerte es auch in Dorze nicht lange, bis mir eine Schar glucksender und keckernder Kinder folgte: „Youyou! Fotofoto! Money Birr!“
Wäre ich von dunklerem Gemüt, ich könnte mich in diesem Land leichthin als Kinderfänger verdingen und die frechen Schrazen ihren Familien dann gegen Lösegeld, etwa in Form von Honigwein oder einer Injera-Flatrate, zurückerstatten.

Schatten

Wollten die mich für dumm verkaufen! Dabei wusste ich doch wohl, dass Fotos im Eintrittspreis inbegriffen waren.
Trotzdem genierte ich mich, jemanden bei seiner schweißtreibenden Arbeit abzulichten. Der Drescher jedoch lächelte nur breit und einladend, der Deal mit den ferenji scheint ihnen zu taugen.

Das scheint mithin die Krux und der finanzielle Wermutstropfen in diesem ansonsten so spottbilligen Land zu sein, denn die Eintrittsgelder und Gebühren für die oftmals vorgeschriebenen Guides sind recht gesalzen, wenn man sie mit anderen Ländern vergleicht und zudem Preise für Kost, Logis und Transport als Messlatten hernimmt.

Flegel

Vor allem die ummauerten Stammesdörfer um Konso, noch weiter im Süden des Landes nicht mehr weit von Kenias Grenze, brachten mein armes schwäbisches Herz gehörig ins Schwitzen. Für eine geführte Tour, die circa einen halben Tag dauerte, musste ich dort fast zwanzig Flocken abdrücken.

Bueno, ein Teil der Kohle geht wohl am Ende des Jahres an die UNESCO-Dörfer selbst. Ich bete, dass das auch stimmt und sie nicht in irgendwelchen korrupten Taschen mit einem Schwarzen Loch in der Mitte verschwindet.
Wenn nicht, so sollen ihre Träger für diese üblen Machenschaften in ihrer eigenen Karma-Hölle schmoren von Ewigkeit zu Ewigkeit. A-freakin’-men!

Acht Ecken

Nur so eine Idee.
Außerdem hege ich den Verdacht, dass die restlichen Siedlungen in jenen Gegenden, die den Weltverkulturstatus nicht besitzen, schätzungsweise eher leer ausgehen. Aber „kas ba kas“, immer langsam mit den jungen Eseln.

Einige junge Leute, mit denen ich geredet hatte, schienen in der Tat voller Hoffnung zu sein über ihren neuen Präsidenten, der der Korruption allenthalben mit weiter und stolzgeschwellter Brust den Kampf angesagt hatte. Zudem hatte er als gottesfürchtiger Mensch in diesem so urtümlich religiösen Land wohl bei vielen Leuten einen Nagel im Brett, wenn Ihr mir den Ausdruck gestattet.

Wickeln

So wartet, ich muss kurz nach meinen Brotkrumen schauen. Korruption, Geld, Eintrittspreise, hervorragend.

Hierin jedoch liegt wiederum der Vorteil von Gruppenreisen, dass man sich solche Spaßetteln eben teilen kann. Aber eher erschieße ich mich und versenke meinen ausblutenden Körper in der Tiefe der Meere, wo die Haie ihn zerfleischen mögen; sicher ist sicher. Wie gesagt, später mehr dazu.

Nullpunkt

Denn die Welt ist im Wandel, und immer rasanter gehen die Veränderungen vonstatten, ihre Kreise wickeln sich ab wie ein qualmend klackerndes Tischspielzeug und drehen sich in immer engeren Spiralen hinunter in den tosenden und alles zermahlenden Strudel der Zeit, die immer noch weiter beschleunigt, dem entfliehenden Licht hinterher zu jagen!

Das aber schillert und kichert wie eine flatterhafte Elfe beim lustigen Fangspiel…
Immer schneller und immer schneller ballern wir wie Münchhausen einst auf unserer gigantischen Kanonenkugel durch den endlosen Weltenraum, Sterne verschlingend bis hin zum Großen UMPF, dem Nullpunkt, der geheimnisvollen Singularität am Ende aller Dinge, wo die kosmischen Karten abermals gemischt werden und ein neues Spiel beginnt…

Traditionell

Abbaubar

 

 

 

 

 

 

Neuhergebracht

Eukalyptus

Youyou!!

Harmonie

 

 

 

 

Markttag

Entschleunigt

Einklang

 

 

 

 

 

Friedlich

Pause

Geschäftig

 

 

 

 

 

 

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