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Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Wo kein Mensch…
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Kosmos

Nun hegte ich kurz die Hoffnung, mich ein wenig hinlegen zu können. Jahaa! Von wegen. Mit drei bezaubernden Ladies aus dem Kurs auf der Rückbank fuhren wir in Happy’s Kübel zurück zum Khul Center: nächster Workshop, keine Gnade, Intuitive Dancing war angesagt!

Und noch einmal schraubte ich mich hoch, hoch! in höhere Sphären, tauchte ein in einen Kosmos aus Licht und Bewegung, der nur in mir existierte und auf ewig existieren wird.

Schlangengleich

Ähnlich wie zur Cosmic Convergence in Guatemala tanzte ich schlangengleich über den Dächern des Molochs mit seinen viereinhalb Millionen Einwohnern, drehte, stampfte und flog durch ein unsichtbares Universum der Freude und des Seelenglücks; in diesem Falle jedoch komplett nüchtern.

Ein weiterer Reisender gestellte sich zu uns, der eben von seiner Tour in den Norden Äthiopiens zurückkehrte und – wie anscheinend so viele Backpacker – bei Happy untergekommen war. Ja logo, a bissl an Platz gibt’s ollaweil.

Gott sei Dank, endlich ein Deutscher! Balthasar vom Bodensee, ja servus. Wenigstens lebt er mittlerweile in Kairo. Am späten Abend fuhren wir nach Gotera und speisten zu Hause gemütlich um Happy’s kleinen Glastisch.

Gotera

Da gibt es eine Art informellen Lieferservice, aus diesem Grund bestand sein Küchenhaushalt lediglich aus ein paar Töpfen, einer Rumpfausstattung an Geschirr selbst für einen Erstsemestler, ein Glas Honig, Kaffeeersatz aus Soja und irgendetwas Grünem, mehrere Teesorten, etwas Salz und Gemüse. Das war alles.

Gegessen wird dort übrigens immer gemeinsam von einer möglichst großen Platte, um die sich alles schart und drängelt.
Würde man einem Dorfbewohner einen unserer herkömmlichen Teller vorführen, würde der sich nur verwirrt und angewidert am Kopf kratzen und mit einem leicht herablassenden Unterton in seiner ledrigen Stimme fragen, was man denn um Himmels willen damit anfangen will.

Chaos

Und endlich, endlich! durfte ich schlafen. Ich fiel in ein bodenloses Nichts aus Schwärze und Chaos und war nicht mehr.

Als ich am nächsten Morgen trotzdem und wider Erwarten aus meinem tonnenschweren Komaschlaf erwachte und mich zäääh und sirupartig wie ein phlegmatischer Lindwurm an die Oberfläche meines Bewusstseins robbte, stand das Frühstück schon bereit, bestehend aus Gemüse, Rührei in Blätterteig, die notorisch obligatorischen grünen Pfefferschoten und sage und schreibe wahrhaftige und ausgewachsene Semmeln!

Versteht Ihr? – Brötchen! Wecken, Schribben, Kanten… Alter!
Nicht diese aufgematschelten Luftschlösser aus schwindsüchtigem Getreide, die man sonst außerhalb Deutschlands gewöhnlich aufgetischt bekommt. Dicke, vollmundige Semmeln aus DINKEL, die beim Zerbeißen wenigstens ein bissl Widerstand leisten; wie die Königstreuen damals während der Französischen Revolution.

Semmel?

Ich hörte Happy nur halb zu, als er mich fragte, ob ich Balthasar an seinem letzten Tag in Äthiopien nicht zum Nationalmuseum begleiten wolle?
„Hmm?… Wha’? –- Jajaja von mir aus, alles, solange ich noch so eine geile Semmel haben kann! –- Darf ich vorher noch Zähneputzen?“

Jaa, aber schnell, weil vorher muss er sich noch mit einem hübschen Mädel treffen, das wir beim intuitiven Tanzen kennengelernt hatten. – „Ischschi, ischschi.“ (Oke, oke.)
Weil, er wollte ihr sein zuckersüßes und pechschwarzes Katerjunges vermachen, das ihm irgendwo im Norden zugelaufen war. Und sie wartete schon. ISCHschi.

Heran’s Hood

Das passiert dem wohl ständig, da er Katzen mehr lieb hat als sein eigenes Leben. Balthasar schien so eine Art Rattenfänger von Hameln zu sein, nur dass er dazu weder ein Musikinstrument geschweige denn eine Intentionsausrichtung dazu braucht.
Es passiert einfach.

Was den kleinen Racker jedoch nicht davon abgehalten hat, ihm in der ersten Minute einer Zehn-Stunden-Busfahrt gepflegt auf seine Hose zu scheißen.
Aber das ist eine andere Geschichte und soll nicht von mir erzählt werden.

Tarnen

Abgemacht. Wir begaben uns also zu Heran in den Norden der Stadt, und sie führte uns in den palmen- und baumbestandenen Vorgarten ihres Elternhauses, in dem zwei tarngrüne VW-Käfer geradezu mit ihrer Umwelt verschmolzen.

Über einige Treppen gelangten wir auf die Veranda, die an ein verwittertes Holzhaus irgendwo in den Bayous von New Orleans erinnerte. Das Innere war geschmackvoll eingerichtet mit viel dunklem Holz, und zu meinem glucksenden Entzücken entdeckte ich einen gemauerten Kamin im Eingangszimmer.

Fernseher, DVD’s inklusive einem Film von Terry Gilliam, den ich noch nicht kannte! – am liebsten wäre ich gleich eingezogen.
Und jetzt haltet Euch gut fest und atmet ein paar tief durch, bevor Ihr weiterlest.

Geil

Dieses schöne Anwesen mit einem weiteren Garten auf der Rückseite des Hauses kostet gerade einmal drei-hundert BIRR. IM MONAT!!! Leute, das, das sind gerade einmal zehn magersüchtige Euronen!
Mei, es sei halt eine städtische Wohnung ohne Mietsteigerung (also so ähnlich wie unsere Gewofags und Genossenschaften), und ihre Eltern wohnten da schon Jahrzehnte drin, deswegen.

Aber trotzdem! Das ist doch pervers. Die gespaltene Achillesferse bestehe allerdings darin, dass die Regierung Heran und ihre Familie jederzeit vor die Tür setzen kann, wenn sie möchte, dass die Chinesen noch einen Wolkenkratzer bauen sollen.
…Die Sache an den Haken ist, dass man sie so schlecht wieder herausbringt.

Patient

Übrigens sollte in Addis der größte Tower in ganz Afrika gebaut werden, aber dann hatte er sich mit Korruption angesteckt, und jetzt bleibt die Baustelle erstmal Baustelle.

Natürlich blieb es nicht bei der schlichten Übergabe eines Tieres, vielmehr wurden wir prompt zum Mittagessen eingeladen.
Die Hauskatze beäugte den Neuankömmling argwöhnisch und fauchte ihn mehrere Male mit gesträubtem Fell an, nur um klar darzulegen, wer in diesem Haus den Milchkübel in den Pfoten hat.

Den Kleinen scherte das allerdings wenig, stattdessen machte er es sich seelenruhig auf dem Sofa gemütlich.
Während dem Essen führten wir eine bezaubernde Unterhaltung mit unserer einheimischen Gastgeberin aus den Niederlanden und lernten ihre weise, altehrwürdige Nachbarin „Nani“ (Oma) kennen.

Krallenstillstand

Und schon wieder hagelte es zum Abschied eine herzhafte Umarmung. Währenddessen gestand sie mir, dass es mithin ihre Pflicht und ihr innigster Wunsch sei, ihre Freunde mindestens zwanzig Sekunden lang ganz fest zu drücken und dass ich mich deswegen nicht zu sorgen brauchte.

Ich versicherte ihr, dass ich nicht im Geringsten imstande und willens sei, etwaige Gegenargumente anzuführen; schließlich hätte ich drei Monate Zeit.
Ihr raues und zugleich glockenhelles Lachen in meinen Armen fühlte sich an wie ein goldener Funkenregen aus honigweichen Sternschnuppen und hallte noch lange in meinem Körper nach.

Baustellen

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