Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Same same…
———————————————–
Denselben lustigen und relaxten Vibe versprühten auch die anderen Lehrer, indem sie sich weniger um Genauigkeit und penible Details kümmerten, sondern uns Schüler zum Experimentieren und Spielen einluden.
Jedoch muss ich hierbei einwenden, dass im Vergleich zu meinen vorherigen Kursen ein Lehrer auf relativ viele Schüler kam, was für deren Konzept vielleicht passen mag, aber sagen wir es mal so: meinen allerersten Anfängerkurs würd’ ich bei denen nicht machen wollen.
Denn es ist erstaunlich, was ein paar Millimeter bezüglich der eigenen Positionierung zum sowie der richtigen Druckstelle am Körper des Patienten ausmachen! Das hat mir mein Lehrer im „Wat Mahawan“ eindrucksvoll vor Augen geführt. In dem Kurs waren wir auch nur zu dritt, so dass er sich intensiver um jeden kümmern konnte.
Wenn ich mich auch nur, im Schwäbischen würde man sagen: a Muggaseggele zu weit nach links, rechts, nach vorn oder nach hinten lehnte oder mit meinem Daumen, Ellbogen, Knie oder Fuß auch nur eine Hautpore neben der korrekten Stelle lag, dann konnte der das SEHEN und mich demgemäß korrigieren.
Und auf einmal machte die ganze Übung Sinn! Ich fühlte mich sofort entspannter und konnte spüren, dass ich jetzt richtig lag, während mein Partner – oft mit einem schmerzerfüllten Aufschrei – zu verstehen gab, dass ich in der Tat an der „gewünschten“ Stelle angelangt war und ich-jetzt-verdammtnochmalLOSlassen-soll!!!
Wahnsinn. Was für eine Gabe! Ich war aufrichtig beeindruckt.
Ja. Aber. Wie zum Henker findet man im Körper Energiebahnen, die es vielleicht gar nicht gibt?! – Nun, zum einen hangelt man sich an den Beschreibungen der Ajahns entlang. Aber jetzt kommt das Eigentümliche daran:
Diese Bahnen oder Punkte entsprechen oft berüchtigten Stellen in der klassisch westlichen Tradition, die gerne einmal verhärtet und schmerzhaft sind, so zum Beispiel Sehnenansatzstellen am Knochen, Gelenkmulden und anderweitigen Übergänge. Das bedeutet, so oder so lernt man ziemlich schnell, wonach man suchen muss, ohne jetzt zusätzlich achtzehn Reiki-Kurse und Ashrams im Himalaya besuchen zu müssen.
AaHA! Am Ende also doch nur reine Körperphysik! – Pfff. Ja vielleicht. Dann wundert’s mich aber, dass man mit einem völlig anderen Gefühl aus einer Thai- oder Shiatsu-Behandlung nach Hause geht wie nach einer ottonormalen Massage. Genauso wie es zum Beispiel einen gravierenden Unterschied macht, ob man Yoga übt oder unsere Gymnastik.
Ich kann niemanden (mich eingeschlossen) von ihrer Existenz überzeugen, aber mir gefällt das Konzept einer alles verbindenden und durchdringenden energetischen Substanz. Mehr als das von einem jähzornigen und eifersüchtigen Bartträger da droben im Himmel auf jeden Fall.
Aber keine Sorge, dieses Mal reiße ich mich am Riemen. – Und Schuld war allein Star Wars! …Ach, ich wär’ so gern ein Jedi…
Am Ende ist mir das auch furzegal, solange sich mein Partner danach besser fühlt. Weil darauf kommt es schließlich an.
Das war aber längst nicht das gesamte Arsenal an Massagetechniken in der Lanna-Region. Ich habe auch an einem zweitägigen Tok-Sen-Kurs teilgenommen, also das war lustig!
Da lernten wir, wie man einen Stößel aus Holz auf verschiedene Punkte entlang dieser Energiebahnen legt und mit einem Hammer in einem gleichmäßigen Rhythmus leicht darauf klopft. (Aber nicht so wie der Maßkrug bei Gerhard Polt, der dem Zwetschgenmanderl lediglich LEICHT am Schädel aufgsetzt wird.)
Dabei geht es also eher um die Wirkung von heilenden Schwingungen und Vibrationen, die durch das Klopfen in den ganzen Körper gesandt werden, ähnlich wie bei der Behandlung mit Klangschalen.
Ihr könnt mich jetzt einen gspinnerten und realitätsfremden Wünschelrutenhippie nennen, aber bereits nach der noch recht (treff-)unsicheren Klopfbehandlung meines Partners, der davor genauso wenig wie ich von Tok Sen gehört hatte, war ich so tiefenentspannt, dass ich danach wie stoned durch die Straßen gewandelt bin.
Dass mich niemand überfahren hat, verdanke ich allein dem -weit- vorausschauenden Fahrgeschick eines Volkes, welches sich noch nie groß um Verkehrsregeln geschert hat.
Und ganz ehrlich, wenn man sich unseren westlichen Lebensstil einmal entspannt von außen anschaut, dann fragt man sich schon, wer da jetzt im Einzelfall gspinnert und realitätsfremd ist.
————————-
Bitte umblättern: Gedanken zu Ende…
(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht