Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Taxi!…
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Das traditionelle Marionettentheater im Anschluss ließen wir aber aus, weil die Drinks ab da wieder was kosteten und wir noch zu den „Moustache Brothers“ wollten.
…Ihr habt richtig gelesen.
Das wiederum war eines der ganz wenigen politischen Cabaré-Ensembles im ganzen Land mit einer komödiantischen Tradition, die Generationen zurückreicht. Zum einen gaben sie eine überaus kindliche und witzige Einführung in traditionelle Tänze und Kostüme, zum anderen zogen sie recht offensiv über vergangene und noch existierende Militärregimes her.
Man kann ihren Humor jetzt vielleicht nicht mit dem tief-, hinter- und abgründigen Biss und der Subtilität eines Josef Hader oder eines Polts vergleichen, aber dass es so etwas in einem derart überwachten Land gab und gibt, allein das verdient im höchsten Maße Anerkennung und Beachtung.
In der Tat wurden sie deswegen in vergangenen Jahren mehrmals für längere Zeit ins Gefängnis gesteckt, was einer der drei Brüder leider nicht überlebte. Augenscheinlich wurde er dort heimlich und langsam vergiftet, indem jemand sein Trinkwasser mit Blei versetzte.
Warum sie heute auf einmal täglich, noch dazu vor überwiegend internationalem Publikum ungestraft auftreten dürfen? – Nun, manche sagen, seit die Menschenrechtlerin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi mit ihrer Partei die schlagende Mehrheit im Land stellt, seien die Dinge in Myanmar tatsächlich besser geworden.
Andere, unter ihnen die Moustache Brothers, geben nicht viel auf die anstehenden Wahlen, da ihrer Ansicht nach die Militärjunta im Hintergrund noch immer die Fäden in Händen hält.
Wer weiß, vielleicht geben sie sich vor Touristen auch bewusst den Anschein liberaler Offenheit, um die Welt und sich selbst zu täuschen. Wie auch immer, das sind und bleiben alles wilde Spekulationen.
Doch es steht außer Zweifel, dass da so ein undurchsichtiger Typ mit gezückter Smartphone-Kamera am Rande des Geschehens herumlungerte, und er war der einzige, der während der Vorstellung kein einziges Mal seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen hat. …Jetzt fühle ich mich ein bisschen wie James Bond. Wo zum Teufel ist die scharfe Blondine mit meinem Drink?
A propos, danach ließen wir den Abend entspannt in einer Beer-Station mit dem beruhigenden Namen „Why Not“ ausklingen, in dem Carlotta seit Jahren arbeitete, eine schubladenentspannte Italienerin. Als ihr Tom leidlich subtil gesteckt hatte, dass wir übrigens meinen Geburtstag feierten, ließ sie trotz Sperrstunde um Elf den Laden länger offen.
Vielleicht genoss sie es, endlich mal wieder mit anderen Farangh über so normale Dinge wie Malariaprophylaxe oder unterschiedliche Arten von Stuhlgang zu reden.
Wir hatten also großen Spaß mit ihr und fielen glücklich und zufrieden gegen vier Uhr morgens in unsere herrlich bequemen Betten. Mission accomplished.
Vielen Dank Carlotta! Vielen Dank Tomboy! Vielen Dank Carmonchita!
Auch und vor allem für die süße Ferrero-Rocher-Geburtstagstorte und die schöne Muschelkette. Ich werde sie immer tragen! Nun, bis ich sie verliere, aber das ist dann Schicksal. Won’t be me.
Übrigens kann man in Mandalay auch übelst lecker essen, auch und vor allem in den alteingesessenen Shan-Restaurants mit endemischen all-you-can-eat Buffets für skandalöse vier Dollar oder zum Tischlein-deck-und-brich-dich unter den Massen an Beilagen, die stets zu einem dieser magischen indischen Thalis gehören und meine Magensäfte stets zum Explodieren bringen… Seufz.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht