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Sonderbar

Nach fast einer Woche in meinem Rincon-Kokon verspürte ich jedoch doch den unwiderstehlichen Drang, aktiv zu werden, um einer Chronifizierung meiner eingebildeten Faulheit vorzubeugen. Und was läge in einer der berühmtesten Berglandschaften der Erde näher als, na klar, Wandern.

Ich kann und will es nicht lassen, und warum sollte ich!
Zusammen mit Marie und Bob vom Hostel sowie Bea und Mischa, die sich unabhängig für die Tour angemeldet hatten,
verzog ich mich für vier Tage ins Gebirge um Sucre zum Trekken. Alle waren sie aus dem Osten (Deutschlands), außer Bob, der war Holländer und dazu kaum weniger sonderbar und vergnüglich.

Schande

Haah. Ich schäme mich irgendwie und muss gestehen, dass ich mich bei dieser Gelegenheit einer -seufz- geführten Tour angeschlossen hatte. Hmpf, was für eine bodenlose Schande für jemanden, der es mithin gewohnt war, aus Zahnstochern und Zahnseide einen Kompass zu basteln und darüber hinaus! beim Pinkeln geografisch akkurate Karten zu malen.

Eine gute Sache

Aber, aber, aber, ABER!!
Wir
spendeten unsere heiligen Ersparnisse immerhin einer Non-Profit-Organisation, okay?! Auf die konnte man damals nämlich noch zählen. Das meiste Geld ging demnach an regionale und hoch bedeutsame Projekte, das versicherte uns sogar Mike.

Und niemand soll es wagen, den Letzten Propheten des großmächtigen Hoff (Sorry, das war ein Insider, gemeint sei an dieser Stelle Seine Durchscheinende Lockenheit, David Hasselhoff.) in Zweifel zu ziehen! – Don’t hassle the Hoff!!

Zum Beispiel wollte jene NGO in einem hoffentlich erloschenen Krater eine Industrieanlage erbauen, um dauerhaft rotierende Arbeitsplätze zu schaffen… Nein schmarrn. Das war echt für eine gute Sache, und unser Guide Rogelio war toll. Hatte eine dreckige Lache, ich mochte ihn sehr.

Die Wanderung selbst war, ach, so schön. Und prachtvoll!
Wir sahen Felsenzeichnungen aus der Prä-Inka-Zeit
und versteinerte Dinosaurier-Abdrücke, die waren glaube ich auch prä-Inka. (In Sucre gab es übrigens sogar Telefonzellen in Gestalt von uralten Reptilgiganten, das stimmt wirklich.)

Zeitsprung

Prä-Inka

Prä-Mail

Wir schlüpften in die „Gargantua del Diavolo“ (Mund des Teufels, nur eine Höhle), übernachteten im Krater von Maragua, und marschierten entlang des Inka-Trails über karge Felslandschaften mit vertrocknetem Gestrüpp. Die umliegenden Berge waren nur etwa 3.000 bis 4.000 Meter hoch, ein Katzensprung, und selbst die meinte nur: „Pff, kleine Fiche.“

Kleine Fiche

Gargantua

Krater

Dazwischen gelangten wir immer wieder durch baumbestandene Oasen mit saftig grünem Gras, blühenden Kakteenpflanzen, Kartoffelfeldern und süßen, mit Stroh bedeckten Lehmhüttchen, welche die Landschaft mit einer Prise Menschenheit betupften.

Oase

Prise

Kartoffelfeld

Indigenas in traditioneller Kleidung besorgten ihren erdverbundenen, bäuerlichen Alltag in eingeschnittenen Flusstälern, während kleine Kinder uns aus der Ferne entgegen kreischten. Manche der Gesteinsformationen entlang des Wegs schienen mir außerordentlich und wie verrückt.

Erde

Auf der Lauer

Alltag

Sie schimmerten mitunter sogar in roten und bläulichen Schattierungen (Und wer als erstes errät, welches darin eingeschlossene Material die jeweiligen Farbtöne hervorruft, der bekommt von mir ein Augustiner. Zu spät.), anhand derer die uns umliegende Gegend in eine ganz surreale Mischung aus Mond- und Marslandschaft verwandelt wurde.

Surreal

Farbtöne

Mors

Sie waren umringt von runden Hügeln und fernen Bergen, deren mächtige Flanken von bewässerten Feldern und Gärten belegt waren. Alldieweil boten sich mir erhebende und seelenvolle Aussichten auf die Cordilleras de los Andes und de los Frailles, und, undwwwWWAAAAAAAAHHHHUUUUUUU!!!!
Meine Kamera lag
hernach tagelang auf der Intensivstation in einem Erschöpfungskoma.

Kordillere

Flanken

Wahu?

Eees war so geil! Meine neuen Wanderschuhe machten sich auch klasse. Ich kam mit nur einer Blase, zwei Schwielen sowie einer semimordialen Bronchitis davon. – Für die Bronchitis konnten die Schuhe aber nichts, das macht ja keinen Sinn. Lediglich die letzten paar Stunden eines gegebenen Tages humpelte ich vor Schmerzen. Das hatte ich schon viel schlimmer.

Schauer

Zudem verwöhnte uns die Sonne bis auf einen kurzen, angenehmen Regenschauer ausgiebig und sorgsam… zu ausgiebig vielleicht schon. Obwohl die vier Tage jetzt nicht unbedingt mega-anstrengend waren, – Das hatte ich auch schon vieel schlimmer. – fielen wir am Abend doch ziemlich platt ins Bett unseres „Alojamiento“ (Unterkunft).

Die Städte Santa Cruz und Sucre machten einen verhältnismäßig wohlhabenden Eindruck, aber dort auf dem Land traf uns die Armut wie ein unbarmherziger Hammer aus dicker Realität.

Viva

Oft saßen vor den ach so niedlichen Lehmhüttchen durchaus junge, doch bereits zahnlose Mütter mit ihren zuckergoldigen Kindern im Dreck, während wir ein paar Meter weiter bei herrlich kühlem Bier und reichlich Essen am Tisch saßen.

Da bleibt einem schon mal der Bissen im Halse stecken. Das Perverse daran ist, dass es ihnen noch weniger geholfen hätte, wenn wir uns aus Solidarität zu ihnen auf den Boden gesellt und kein Bier von ihnen gekauft hätten. Viva el capitalismo!

Abgesehen davon war es einfach nur… wow.
W
obei auch diese letzte Szene ihre eigene, tragische und schwere Schönheit besaß. Zurück in Sucre musste ich mich erst einmal mit geschmeidig viel Cuba Libre und Dance-Sessions erholen.

Unsere Wander-Crew war in der Zwischenzeit so auf einer Wellenlänge angelandet, zusammengeschworen und eingeschweißt- nee, anders… worden dass wir an unserem ersten Abend zurück in einer Gringo-Bar das Erlebte zusammen feierten. Bea und Mischa lockten wir auch gleich von ihrem Hostel ins Rincon, das war selbstverständlich.

Realität

Bea in Not

Geschweißt geschworen

WWAAAHHUUU!!

Alojamiento

Belegt

Rund

 

Formation

Tupfen

Maragua

Inka-Trail

Platt

Flanke

Wanderschuhen

Ferne

 

Erhebend

Crew

Dreck

Cordillera de los Andes

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