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Wälder und Felder

Wie das wohl während der nassen Jahreszeit aussehen muss? Wenn man diesen Landstrich mit saftigem und sprießendem Grün versieht, dann muss die derartige Umwandlung zu einem ländlichen Paradies wahrhaftig ihren traumgleichen Abschluss finden.

Schon jetzt fühlte ich mich versetzt ins beschauliche Auenland, „mit seinen Wäldern und Feldern, und langen Flüssen“. Hinter einem Gartenzaun wähnte ich Samweis Gamdschie Unterkraut rupfen, während seine bildhübsche Tochter Elanor ihm Blumen ins lockige Haar steckt.

Bauerei

Drüben hinterm Bühl laufen Merry und Pippin lauthals um ihr Leben, weil sie wieder einmal Kohl und Rüben von Bauer Maggot’s Feldern geklaut haben. Unberührt von diesem närrischen Treiben sitzt Frodo unter einem tiefgrünen und dicht belaubten Baum mit seinem kühn geschwungenen Stamm und stöbert in den Aufzeichnungen seines verschrobenen Onkels.

Und wo war Gandalf mit seinen Feuerwerken?
Nun, irgendwo da draußen wahrscheinlich am Unfug und Ränke schmieden.
Der Zeigefinger meiner rechten Hand krampfte sich stoisch um den Auslöser meiner bemitleidenswerten Sony, die heroisch ihren Anteil meiner wahnhaften und höchst eigenen „ferenji frenzy“ trug.

Spalier

Wir stapften durch weitere Lobelienfelder, immer wieder warf ich einen Blick zurück ins Tal und zu den gemächlich ansteigenden Hängen des Gebirgszugs, während die Vorland sacht auslief und wir uns schließlich auf einem unebenen Feldweg wiederfanden, der allmählich in eine Schotterstraße überging und die uns schließlich nach unserem Ziel Herero führen sollte.

Weitere Hütten, Strohballen und kleine Dörfer standen uns Spalier, noch einmal wanderten wir bergab durch einen märchenhaften, lichten Wacholderwald. Pferde und Rinderherden zogen schweigend unter dessen hängenden Gärten vorbei wie eine andächtige Schar Waldelben, die Mittelerde für immer verließen, um in ihre Heimat und die friedvollen Gestade Valinors zurückzukehren.

Festung

Eine derartige Tagschwärmerei mag Euch vielleicht ein zartes Schmunzeln entlocken, aber es ist ein trefflicher Gradmesser für das Glücksgefühl, das ich an jenem Tage verspürte. Freilich, meine geschundenen Schultern und aufgeriebenen Füße würden gerne eine etwas andere Geschichte erzählen.

Als wir wieder ins Freie traten, fielen die letzten Ausläufer der Berge hinter uns zurück, und über ihren fernen Gipfeln türmten sich schwarze und tiefgraue Gewitterwolken zu einer formidablen Festung empor; ein keines Wunder oder wieder nur hohles Versprechen?

Ewige Wacht

Das Land gab sich nun endlich einer weiten Ebene preis, weiter vorn verlor sich ein einsamer Berg, der letzte Wachtposten, im flirrenden Dunst. Was für ein Glück, dass die segensreichen Wolken der Unwetterfront die brütende Sonne verdeckten, denn dort unten gab es keinerlei Schutz vor dem sengenden Feuerball.

Unser letztes gemeinsames Mahl nahmen Ismail und ich unter einer verlassenen Akazie ein, zu dem uns eine Schar Ziegen und wiederkäuende Kühe Gesellschaft leisteten und sich ein wenig zu interessiert zeigten an unseren belegten Broten.

Feine Gesellschaft

Der öffentliche Nahverkehr in jener Gegend bestand aus knatternden Motorrädern, immer wieder hielt eines neben uns in frommer, doch vergeblicher Vorfreude.
Dass manche Menschen einfach so zum Spaß mit Gepäck auf dem Rücken zu Fuß marschieren, das will auch in diesem Land nur schwer in die gerunzelten Köpfe der Einwohner.

Die Federgabeln der alten und gezeichneten Blechveteranen ächzten und stöhnten vernehmlich unter dem Gewicht ihrer Passagiere, ich denke, der Rekord lag bei fünf ausgewachsenen Mannsbildern, die sich – ich will gar nicht wissen wie – auf den Sitz falteten.

Versteckt

Mich würde es nicht wundern, wenn dergestalt die eine oder andere sittliche Dame aus Versehen ihrer Jungfernschaft beraubt worden wäre.
Endlich aber erreichten wir das lang gezogene Dorf Herero, das sich von weitem fast vollständig unter dunklen Baumreihen verbarg und sich ähnlich wie Dodolla entlang einer gemächlich geschäftigen Hauptstraße orientierte, die den Puls und den Rhythmus des Lebens in diesen entlegenen Gegenden vorzeichnete.

So fand meine erste überaus erquickliche Wanderung im äthiopischen Hochland ein bescheidenes Ende. Leider sind wir keinem Exemplar des berühmten äthiopischen Wolfes begegnet, noch der anmutigen Nyala-Antilope, die der hiesigen Krebsmittelindustrie unfreiwillig ihren Namen leihen musste.

Lebensader

Ein kleiner Kurzstreckenbus brachte uns zurück, und es dauerte nicht lange, bis ich endlich, endlich! meine zerfasernden und schwarz stinken Socken in eine noch dunklere Ecke meines Zimmers warf und mit einem liebevollen Seufzer auf den großen, giftgrünen Plastikeimer mit köstlich dampfendem und siedend heißem Wasser vor mir blickte.

Vergessen

Es war Markttag, und die Hauptschlagader von Dodolla hallte wider vom frenetischen Umtrieb der Käufer und Verkäufer; in der ganzen Region schien es an jenem Abend nicht genug Busse und LKW’s zu geben, um die Massen wieder in ihre Heimatorte zu transportieren.

Da versteckte ich mich lieber im Bale Mountain Motel und unterhielt mich mit einem vornehmen älteren Herren aus Frankreich, dessen sanft raspelnde Stimme mich langsam und sicher an Lethe’s süße Gestade des Vergessens trug und ein totenähnlicher Schlaf mich umfing.

Schweigen

Hänge

Hinterm Bühl

Akazie

Schotter

Gewunden

Hütten

Garten

Ebene

Licht

Auenland

Interesse

Gestade

Vorbeiziehen

Auslauf

Nahverkehr

Uneben

Triade

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