Seite wählen

Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: The Bright Side…
———————————————–

Oder: Wer funzelt so spät durch Nacht und Wind…

Dunkel

Sternzeit Fastsoweit; Statusbericht: Ich habe noch immer kein U.F.O. gesehen.

Gegen Mitternacht wurde ich schlagartig geweckt.
Ja! Jemand rüttelte da energisch an meiner Schulter und raunte mir leise, doch mit Nachdruck zu: „Torrsten, Torrsten! We go!“ – Hö? Wie jetzt. Wieso liege ich draußen auf einer Matte und wieso ist alles dunkel und fremd? Ich schaute mich verknatscht um, und da!

Tatsächlich. Ein anderer, größerer Truck kam soeben des Wegs und war also bereit, uns alle mit drauf zu packen. Habseligkeiten und Menschen wurden umgeladen und das traurige Wrack einfach an Ort und Stelle zurückgelassen. Irgend jemand kommt dann schon vorbei und repariert es. Irgendwann.

Vielleicht steht er heute noch da, und wenn die Anwohner diesen LKW anschauen, der zur umraunten Legende wurde, dann gedenken sie vielleicht in wehmütiger Erinnerung meiner artistischen Faxen. Oder so. Das wäre schön.

Heute noch?

Zurück in die vergangene Gegenwart: Endlich, endlich! durfte ich auf der Ladefläche mitfahren! Hahaaaa! War das geil. Nein im Ernst. Das waren vielleicht einige der schönsten Stunden in meinem Leben überhaupt. Stellt Euch das einmal vor:

Ich lag hübsch eingepackt zwischen einigen Taschen, unten und im Rücken komfortabel gepolstert durch ein paar Getreidesäcke saß ich, lag ich um vieles angenehmer als da vorne, eingefercht in dem scheppernden Kabuff, konnte die Beine lang machen, und warm war es sowieso.

Über mir spannte sich ein makelloser Baldachin, der vom brillanten Glanz des Mondes in silberschwarzen Samt verwandelt wurde. So ähnlich musste es sich im Mutterbauch angefühlt haben, nur ohne Lampe.

(N)Irgendwo

Mit dem treibenden Sound von Mumford & Sons in meinen Ohrwascheln fetzte ich also schallernd, kichernd und bouncend (geschüttelt, nicht gerührt) durch die kristallene Nacht, irgendwo und nirgendwo in Zentralafrika. Alles war… perfekt.

Und es war der Moment mit dem unwillkürlichen Grinsen.
In diesem Moment… liebte ich die Welt und die Schöpfung, mit all meiner Kraft, mit jeder Zelle und jeder Pore meines Körpers und von ganzem Herzen, das groß und weit in mir schlug. Meine Seele war daheim, und ganz.

So hätte ich in die Ewigkeit fahren können.
Selten, vielleicht niemals zuvor war ich so glücklich, so froh und im Frieden gewesen wie mit diesen wildfremden Menschen zusammen zwischen all dem Gerümpel auf einem wildfremden Gefährt. – Einfach so.

In die Ewigkeit

Wie es die Welt aber so an sich hat, will sie irgendwann wieder Deine Aufmerksamkeit erregen und hat anderes im Sinn. Später, nach grenzenlosen Weltallen und Zeitlosigkeiten, als sie wieder einmal derartigen Unfug im Schilde führte, musste ich mich umwenden, weil das Scheinwerferlicht so komisch zu flackern schien.

Hö? Wie jetzt. Das schien mir schleierhaft, und ich richtete meinen Blick vollends nach vorne, um die Sachlage eingehender überprüfen zu können.
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und mir wurde klar, dass die gar keine Scheinwerfer an hatten! Wo diese normalerweise sich befunden hätten, herrschte nämlich gähnende Finsternis.

Stattdessen lag da einer, bäuchlings, auf dem Dach der Fahrerkabine, mit einer STIRNlampe über der Nase und hielt gerade so, mit hilflos ausgestreckten Armen wie ein unschuldiger Engel des Schicksals, bei offenen Fenstern die Rahmen von den Seitentüren gepackt! Und so leuchtete der ihnen den Weg aus!!!

Engel des Schicksals

Ich meine, kriegt das mal klar. Einer dieser elenden Burschen hatte demnach die Arschkarte gezogen und klammerte sich bei voller Fahrt über dieses Minenfeld von Buckelpiste ans Fahrerhaus und mit all seinen Schweißtropfen und Gebeten am Leben fest, dessen Strohhalm stetig kürzer zu werden schien.

Das schien aber keinen zu kratzen, und wieder hatte ich das ungute Gefühl, dass diese Wahnsinnigen sicher nicht zum ersten Mal so einen absurden Stunt hinlegten.
Während einer Pause kam dann einer auf mich zu und fragte barsch: „Du yu have headtorch!“ Ich nickte phlegmatisch und mit gerunzelter Stirn.

Savanne

Ach. Logo. Denen waren die Batterien ausgegangen.
Somit war meine Anwesenheit praktisch von essenzieller Bedeutsamkeit, denn fürderhin versah eines meiner liebsten Reiseutensilien seinen Dienst im Namen des Lichts.

Und doch… Und doch hatte ich seltsamerweise weniger Angst um mein eigenes Leben als vielmehr um das meiner armen, hauchzarten Stirnlampe. Die war das doch nicht gewöhnt!
Außerdem bin ich Schwabe und war um ihr späteres Wiedererlangen ernstlich besorgt.

Dergestalt also spicken Vorurteile zwischen den hohen Gräsern meiner unterbewussten Savanne hindurch und fallen mich hinterrücks an, um ihre Furcht erregenden Klauen in das makellose Fleisch meiner Seele zu schlagen!

Rindviech

Also. Ich habe ja nun wirklich schon einiges an groteskem Unfug miterlebt, aber eine derart leichtsinnige und unsägliche Todesverachtung muss selbst noch den Rahmen der furiosesten Vorstellungskraft sprengen, sogar die von David Lynch.
(Für meine Oma: Natürlich sah ICH mich dieser hellen und überbordenden Umnachtung nicht ausgeliefert, sondern ich habe den Zug genommen.)

Gegen vier Uhr morgens gingen mir aber endgültig die Lichter aus. Nicht die meiner Stirnlampe selbstredlich, die funktionierte tadellos, und ich war mächtig stolz auf sie. Nein, trotz meines gemütlichen Nachtlagers am Feuer hatte ich einfach viel zu wenig geschlafen und war drum herum die ganze Zeit irgendwie auf Achse gewesen.

Ich war hundemüde und meine Laune sackte stetig nach unten, grad, dass ich nicht das Jaulen anfing wie ein von der Jagd geschlauchter Wolf. Dafür jedoch konnten wir in der Ferne eeendlich die Lichter Nsumbus erkennen. Wir waren fast da!
Und genau in dem Moment, in diesem zuckersüßen Augenblick grenzenloser Erleichterung – fing auch noch dieses blecherne Rindviech das Stottern an!

–- Nnn. Gnn. Hchnnnnnn…..

Aufmerksamkeit

Helle Umnachtung

Lichter Moment

————————-

Bitte umblättern: Angels & Monsters…