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Weg frei

Kann es denn sein?
Kann es sein, dass das Ego, wenn alles gesagt und getan ist, am Ende gar kein böser Trickster, kein fieser Joker ist, der mir ständig Hindernisse und Steine in den Weg legt auf meiner unendlichen Straße hin zur Erlösung?

Kann es sein, dass es mir ganz im Gegenteil vielleicht sogar dabei helfen will? Und ich es nur nicht raffe? – Von welchem „Ich“ reden wir an der Stelle überhaupt?

Dieses Land

Dieser Gedanke kam mir an einem Dienstagmorgen um sechs Uhr.
Jesses, wenn der Tag so schon los geht, wa? Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Dieses Land macht was mit mir an, Mann. Es tut Dinge, unaussprechliche Dinge.

Dinge, die man normalerweise unters Bett schiebt, in den Schrank sperrt oder in eine dunkle, schmierige Ecke im Keller verbannt: namentlich all die Bogey-Männer und namenlosen Ungeheuer, vor denen man sich als Kind immer gefürchtet hat.

Spiegel

In Lalibela hatte ich ja bereits das alte Gefühl, dass das, was wir aus diesem unseren inneren Kabinett, unserer famosen und ganz persönlichen Rocky Horror Picture Show, in die Welt hinaustragen, uns dort mehr oder weniger vorgespiegelt wird.
Eine ganz absurde und zudem aufsässige Vorstellung, die uns mithin aus unserer bequemen Opferrolle herausschnalzt.

In Axum

Und das in einem Ausmaß, welches beim Weißwurststammtisch am Sonntag um halb zwölf völlig undenkbar erscheint. Und doch…
Und doch schien sich dieses Prinzip in Axum zu bestätigen. Das schreibt man übrigens „Aksum“, aber mit x, finde ich, schaut es viel cooler aus. Und: „Das X markiert den Punkt.“.

Nach meiner initialen Hochphase, wo ich von der Herfahrt noch berauscht und beflügelt durch die Straßen schwebte und nichts sah außer den leuchtend roten Blüten der Akazien und die tragische Schönheit einer verblassenden Welt, da legte mein Gemüt abermals den Rückwärtsgang ein.

Atempause

Vermutlich wurde es durch eine leichte Magenverstimmung dazu angestachelt, die ich mir am Abend zuvor geholt hatte und mich zur Ruhe zwang.
Weil, „i sog’s glei, i wor’s ned.“ Neinnein, die Spaghetti waren an allem schuld, ganz gewiss.

Auch solche Tage gibt es bei fast jeder Reise; ich kenne sie aus meinem Alltag:
In Momenten der Entspannung und des äußeren Stillstands, der Atempause zwischen dem frenetischen Schlingern einer auskugelnden Welt, in denen es rein gar nichts zu tun gibt und wo man sich zu nichts aufraffen kann,

Ausgepumpt

in Augenblicken der Energielosigkeit, des Ausgepumptseins, da überfällt mich oft eine allumfassende Leere, eine nebelhafte Kälte, die nicht greifbar scheint, wo alles, was eben in meinem Geiste noch strahlte und mir Freude bereitete, zu grauer Asche und zu Staub zerfällt. Wo alles bedeutungslos wird und die Zeit qualvoll still zu stehen scheint; in einem Gefängnis des Nichts, in der großen, kahlstahlen Depression.

Kleinlaster

Das sind Stunden, in denen es mir bis dahin nie gelungen war, mich aus einer unterschwelligen, in sich verfestigten und verknoteten Anspannung, die wohl als eine Art Abwehrreaktion damit einhergeht, zu lösen.

Die Gegenwart, das was unweigerlich ist, vermochte ich nicht zu spüren, weil sie mir so zuwider vorkam und eine ekle Abneigung gegen alles und mich selbst so tief saß und so plastisch war wie ein bitterer Klumpen Zuckerwatte von der Größe eines Kleinlasters.

Barriere

Eine latente Anspannung, kaum wahrzunehmen am fasrigen Rande meines Bewusstseins, und doch scheinbar unüberwindlich, unbesiegbar, eine letzte große Barriere aus schwarzem Eisenstahl.

Doch… dieses eine und erste Mal in meinem Leben wagte ich den Versuch!
Ich suchte, mich darein fallen zu lassen und die Angst, den Ekel vor diesem Gefühl abzuschütteln oder vielmehr auch darin sein zu können, ohne im Hergang gepflegt durchzudrehen und wahnsinnig zu werden.

Trauma

… …Und ich spürte, dass es sich dabei womöglich um die erste große Wunde, unser urtümlichstes Trauma handeln könne: nämlich die Trennung von der Allgegenwart des Alls, des Schöpfers, meine, unsere und eines jeden Wesen und Dinges Quelle, symbolisiert und manifestiert in der grauenhaften Abnabelung vom Mutterleib, jenem unermesslichen Mysterium des Lebens.

Anhaltspunkt

Der Urknall, das erste, furchtbare Chaos, wo weder Atom noch Element wusste, wie ihnen geschah und was wohl als Nächstes geschehen möge: Orientierungslosigkeit und vollendete Verwirrung, ohne Anhaltspunkt, ankerlos, allein und verloren in der altvordersten Schwärze und in den wirbelnden Stürmen der Geburtswehen von Raum und Zeit…

…Bevor sich ein jedes Partikel sich nach und nach, kasbakas, Schritt für Schritt, in seine Bahnen lenkte, die ersten Naturgesetze griffen und das große Mühlrad sich langsam und knirschend zu drehen begann…

Unermesslich

…und das allumfassende Chaos nicht mehr ganz so entsetzlich erschien, da sich Stück für Stück ein Puzzleteil ans nächste fügte, ordnete und dem Willen des Einen schließlich gehorchte.

Aber die Urwunde, sie ist immer noch da. Selbst heute, nach all diesen unerdenklichen Zeiten, nach Jahren, deren Zahl sich zwar schätzen und irgendwo ermessen lässt, ihre wahre Größe jedoch jeglichen Verstand übersteigen und sprengen muss und da sinnentleert am brennenden Firmament hängt, ist sie da, kann ich sie spüren.

An seinem Platz

Jedes Molekül und jede Zelle meines Seins erinnert sich daran – und kann nicht vergessen… wie es war.
Kein Wunder, die armen, kleinen Seelen schreien wie am Spieß, wenn sie dem Leichtsinn und der Unvorsichtigkeit Bahn brechend in diese Welt eintreten.

Aber es gibt mir Trost. Denn mit jedem Steinderl, das an seinen Platz fällt und das die ihm vorherbestimmte Funktion und Aufgabe übernimmt, mit jeder Sekunde, die fortschreitet und verstreicht…, kommen wir unserem allerletzten Ziel ein kleines bisschen näher.

Jede Minute, die vergeht, ist eine Minute weniger, die wir vom großen Ozean des – nunmehr bewussten – Seins getrennt sind und wir endlich, endlich! zurückkehren dürfen in seinen Schoß; und wenn jene Erste Wunde sich in der Unendlichkeit schließt.

Steinderl

Schoß

 

 

Gottes Werk

Bogey-Mann

Newtons Beitrag

Bewusstsein

Zeit still

Straße

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