Zu schnell? Einmal zurückblättern, sehr gern: Wenn die Lanze bricht…
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In diesem Beitrag sind nur vereinzelt Bilder vorhanden und es werden keine Namen genannt aus Respekt vor der Privatsphäre eines jeden Piraten und Zauberers, einer jeden Hexe und Priesterin, die am Camp teilnahmen. Bilder sind zwar einfacher und oft treffender als Worte, doch an dieser Stelle reichen selbst diese bei weitem nicht aus, das Erlebte auch nur annähernd zu beschreiben.
(Anm. des Sammlers)
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Also wartete ich ergeben und eingekerkert zwischen meinen Nachbarn, die mich in ihrer Verzückung immer weiter in die Enge trieben, auf das Ende der Zeremonie. Denn alles andere gehörte sich nicht, bevor ich mich schleunigst aus dem Staub und in die fragwürdige Sicherheit und Geborgenheit meines Zeltes flüchtete.
Aber mein Inferno kam natürlich mit, wie die Huren dem Heereszug folgen, denn es gefiel ihm gut bei mir. Zum Henker. Aus reiner Verzweiflung futterte ich eingemümmelt in meinen Schlafsack ein paar Dinkelkekse, oder war es Hirse? Haaa ich könnt’ heulen, und dazu eine Pressladung Erdnüsse während ich zur Ablenkung ein, zwei Seiten aus Mary Shelley’s „The Last Man“ las, wo eben die gesamte Menschheit an der Pest verreckte.
Na, das passt, dachte ich noch bei mir, bevor ich endlich in einem erlösenden Schlaf mein verräterisches Bewusstsein verlor. Mein letzter Gedanke war nur: „Das kann nicht sein, das muss raus! Ich muss das wem erzählen, sonst zerreißt’s mich.“
Ich konnte die Reflektionsrunde und diesen zwidernen Stick am darauf folgenden Tag kaum abwarten.
Genauso deprimiert und niedergeschlagen, wie ich eingeschlafen war, erwachte ich auch wieder: „Mist, dann ist das gestern Nacht doch wirklich passiert.“
Missmutig und gerädert schälte ich mich aus meinem Zelt und rotzte einen halblebigen Sonnengruß in den Morgen, damit wenigstens meine eingeschnorzten Muskeln ein bisschen Frischluft bekamen.
Dem Wald schien das alles nichts auszumachen, der freute sich weiterhin an seinen gelben Sonnenflecken und streckte all seine Fühler unserem frisch gebackenen Stern entgegen. Aber in mir war alles grau und fahl und schmeckte wie Asche.
Halb erleichtert, halb widerwillig stapfte ich steif an der Jurte und einigen ekelhaft fröhlichen Gesichtern vorbei und hielt mein Gesicht in eine Tasse Kaffee.
Gesellschaft bedeutet teilen, aufgefangen und gehalten werden, aber auch Konfrontation. Und damit meine ich sowieso die mit mir selbst.
Also gut, noch eine Schüssel Haferbrei – Ja scheiße, jetzt ist eh schon alles egal und warum nicht auch noch das Klischee auspacken – hinter die Glocke und auf ins Gefecht!
Zugegeben, meine Laune spickte bereits vorsichtig schnuppernd hervor wie ein Kaninchen aus seinem Bau, als mir die ersten mitfühlenden und verständnisvollen Blicke begegneten.
Nachdem sich alle gestärkt oder erleichtert oder beides hatten und heroisch ihren Minimalspiegel an Tabak hielten, versammelten wir uns wieder in der gewohnten Runde, diesem grässlichen und verdorbenen Schauplatz meiner jüngst durchlebten Agonien und Folterungen, zum „Sharing“.
Ich hielt es kaum aus, war allerdings auch etwas eingeschüchtert, mich vor einer so großen Gruppe bloß und kahl zu stellen und meine Seele auszukotzen.
Sehr Ihr, wie sich schon langsam immer mehr Fäden zusammen webten und im Gleichklang schwangen? Das war nicht nur mit dem Erbrechen so.
Denn mir dämmerte langsam, dass nun endlich ein lange vernachlässigtes und auch gehörig unterschätztes Thema meiner Persönlichkeit angeschnitten werden musste, das ich in der Form und so vehement und dringend noch keinem Menschen zuvor erzählt hatte- erzählen konnte.
Mir wurde auch klar, dass es sich dabei vielleicht sogar um das Thema handeln könnte, das letztendlich und seit jeher meinem Glück, der Erfüllung all meiner Wünsche im Wege stand.
Das stand im übrigen auf der Tarot-Karte, die ich noch vor der Zeremonie gezogen hatte: dass jetzt eben die Zeit sei, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen. Wenn ich meine Karten denn richtig ausspielte. Teh, schaler Wortwitz, verzeiht.
Ja klar Tarot! Alles mitnehmen, was geht.
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(N)Euer Senf – mittelscharf, wenn’s geht