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Dunst

Wenn nicht eben Dunstwolken der feldbäuerlichen Brandrodungen das Firmament verdüsterten und sich krebsartig über die Welt breiten wie der schwarze Odem von den Feuerschmieden Saurons.

Das ging dort soweit, dass in der gesamten Region, auch mitten in Chiang Mai, der Himmel nur noch aus einem bleiernen Grau bestand, während die Sonne verzweifelt versuchte, den siechenden Nebel zu durchdringen: ein kränkliches, blasses Abbild ihrer selbst.

Wabern

Thai und Farangh gleichermaßen flohen während jener Zeit geschlossen auf die Inseln im Süden oder an andere Orte, wo der beißende Rauch seine eklen Finger nicht hinzustrecken vermochte. Auch wenn man nichts mehr sah, konnte man das Ausmaß der Brände stets an der Intensität des eigenen Hustens erkennen.

Aber mit solcherlei Menschen also verbrachte ich meinen zweiten Reisemonat in der Hauptstadt des ehemaligen Lanna-Königreichs. Nach einiger Zeit trat das eigene Individuum mehr und mehr in den Hintergrund, und ich wurde Teil einer wabernden Schwarmintelligenz, deren einziger Sinn und Zweck darin bestand, Nahrung und interessante Menschen zu finden.

Anderer Ansatz

Wäre ich zehn Jahre jünger gewesen, hätte ich sie allesamt eingepackt und wäre mit ihnen auf einen Bauernhof gezogen, um den ersten wahren und reinen Kommunismus zu postulieren, aber mittlerweile weiß ich, dass solche Menschen für ein derartiges Projekt oft zu freiheitsliebend und auf ihren eigenen Weg fokussiert sind, als das so etwas auf lange Sicht funktionieren könnte – auch ohne Kommunismus.

Das ist auch gar nicht schlimm, denn es handelt sich lediglich um einen anderen Ansatz, einen anderen Lebensentwurf. Es ist toll und inspirierend, solche Leute um sich zu haben, aber nie, niemals würde ich das mit der Giant-2-Crew anfangen wollen, so sehr ich sie auch mag.

Spinnen

Das ist wie, wenn man ein paar Vögel vor ein Buch mit tendenziell unklarem und zweideutigem Inhalt setzt und sie bittet, daraus Tacheles zu machen. Da wird erst angeregt und heiter diskutiert, aber auf einmal entwickelt jeder seine eigene Version der Geschichte und will aus lanzenbrechender Überzeugung partout nicht davon abweichen, und in der Folge löst sich die Gruppe unverrichteter Dinge auf.

Meistens findet dieser Vorgang wohl auch seinen Abschluss an diesem Punkt. Wenn man ihn im Extremfall aber weiterspinnen möchte, läuft die ganze Chose folgendermaßen ab:

Überzeugen

Je mehr man sich in die verschlungenen Pfade seiner Sicht der Dinge versteigt, packt einen nach dem anderen schließlich die Angst, dass man selbst vielleicht doch falsch liegen oder die anderen einen übertrumpfen könnten.

So zieht man also hinaus und versucht, möglichst viele Leute von der absoluten Richtigkeit der eigenen und gleichfalls von der absoluten Nichtigkeit aller anderen Theorien zu überzeugen.

Am Ende einigt man sich dann gütlich mit Mord und Totschlag, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn solange auch nur ein einziger Andersdenkender lebt, kann man nicht restlos sicher und über allen Zweifel erhaben sein, dass die eigene Geschichte auch wirklich stimmt.

Wiederholte Geschichte

Und schon hat man einen Religionskrieg an der Backe. Das ist schade und traurig, aber so tickt der Mensch leider – noch.

(Der Umweg tut mir leid, aber gerade in Zeiten unreflektierter Islamfeindlichkeit liegt es mir am Herzen, andere Menschen auf einen Umstand hinzuweisen, der so alt ist wie die Menschheit. Denn die Geschichte wiederholt sich. Immer und immer wieder.

Dringend

Klar ist ISIS scheiße, und letzten Endes leben sie auch nur ihre Prägungen und Traumata ab, wie ein jeder von uns, nur… anders. Ganz furchtbar anders. – Aber die sind nicht der Islam, genauso wenig wie die Kreuzritter Christen waren.)

Jetzt aber schnell zurück zu dringenderen Problemen. Wenn ich also allein sein wollte, verbrachte ich meine Zeit am liebsten mit der Jagd nach Moskitos.
Dabei kam ich mir oft vor wie der verwundete Mann in der alten Geschichte, der irgendwo in Lateinamerika oder so allein in seiner Hängematte lag.

Tragisch

Wegen einer Verletzung konnte er kaum laufen, aber dieser Umstand machte ihm an sich nicht viel aus. Es war warm, er hatte ausreichend Rum und keine… Haustiere.
Bis auf den Tag, an dem er von zwei menschenfressenden Späherameisen entdeckt wurde.

Es war ihm sofort klar, dass, wenn er nicht beide zugleich mit seinem Gewehr erledigte, sie zu ihrem Bau zurück hechten und hernach die ganze Kolonie über ihn herfallen würde, um ihn bei lebendigem Leibe zu verspeisen. Er war ein guter Schütze und erwischte eine sogar, die zweite aber entkam unserem tragischen Helden…

Trash

Ach, so ein Quatsch! Das ist kein billiger Horror-Trash, das ist ein Klassiker! Den ham‘ wir in der Schule gelesen, keine Ahnung wie der heißt. – Wo? Na, da wo ich herkomme, auf der Schwäbischen Alb! —
Halt Dei Gosch.

Ich hab bestimmt an die dreißig, vierzig von den Biestern erledigt. – Wie? Ja freilich jeden Tag!… Nein, jetzt weiß ich’s wieder! Es waren 78. –
Wie ich so etwas nur tun konnte, noch dazu in einem buddhistischen Land? Das ist also ganz einfach:

Erstens war ich Atheist, nichts für ungut, zweitens ging es schließlich um mein Leben und drittens hatte mir mein Therapeut empfohlen, dass es mir durchaus gut täte, einmal aus meiner Opferrolle herauszukommen.
Außerdem entwickle ich mich. – Gollum! Gollum!

Opferrollen

Ticken

Abbild

Buddhismus

Held

Religionskrieger

 

 

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