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Zusammenleben

Aber echt, ich frage Euch. Was soll man mithin von einer Gesellschaft halten, die es nicht fertig bringt, ihre Kinder dazu zu erziehen, dass sie nicht mit Steinen auf Passanten schmeißt?

Das tut mir leid, vielleicht lounge ich da auf einem sehr hohen Roß herum, aber es lässt mich nicht los. Das hat doch mit unterschiedlicher Kultur oder jedwed geartetem menschlichen Zusammenleben einfach – nichts – zu tun!

Achtung

Selbst wenn es sich „nur“ um verfilzte Gossenviecher handelt, das sind und bleiben Lebewesen, denen unser Respekt und unsere Achtung gilt und ich frage mich, wie die Viecher überhaupt erst so geworden sind, dass man sich nicht anders zu helfen weiß, als sie sich mit Gewalt vom Hals zu halten!

So scheint es mir, und es tut mir wirklich leid und weh, das zu sagen, …es scheint mir, dass die eigentliche Armut in diesem Land nicht in den hungernden Menschen auf der Straße besteht.

Vakuum

Die gibt es trotz meiner gelinden Überraschung, dass es einigen Leuten in Äthiopien besser zu gehen scheint als wie zuvor angenommen, nach wie vor mehr als genug, keine Frage.

Nein, die wahre Armut liegt meiner Ansicht nach in einem spirituellen, oder meinetwegen moralischen Vakuum, aus dem sich alles andere Leiden und jene doch auffällige Alltagsgewalt unter Mensch und Tier und Mensch überhaupt erst gebiert.
Da steht Äthiopien auch beileibe nicht alleine da in der Welt, aber es ist mir noch nirgendwo so gravierend und schmerzhaft aufgefallen wie dort.

Ehrfurcht

Oh, wie alle anderen rennen sie wie toll und voller Ehrfurcht in die Kirche oder von mir aus in die Moschee, aber wie die meisten Bewohner dieses schrägen Planeten scheinen sie von dort nichts mit herauszunehmen.
Oder vielleicht doch.

Vielleicht ist es auch überwiegend ein Problem der jüngeren Generation.
Einer halt- und orientierungslosen Jugend angesichts der weltumspannenden Probleme und Herausforderungen unserer Zeit, die uns niemals in der Größenordnung so bewusst waren und frech ins Gesicht gestarrt haben wie heute.

Generation

Einer Generation, die sich wie so viele in ihrer Verzweiflung dem wissenschaftlichen und ökonomischen Dogma des Westens zuwandte, das allen Menschen einbleut, dass es keinen Gott gibt, dass er nur eine Wahnvorstellung unseres kranken Geistes sei! (ohne zu merken, dass es selbst an seiner ganz eigenen XXL-Packung Größenwahnsinn fiebert.)

Dass wir verloren und verlassen seien in der schwarzen Finsternis des Alls und somit jeder für sich selbst zu kämpfen und zu strampeln hat.
Und für was und für wen? Außer sich selbst.

Klima

Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Selbstredend stand die Welt in jedem Alter vor immensen Fragen und Problemen, doch bezweifle ich, dass sich die Menschen des Mittelalters oder in der Antike die letzten Konsequenzen eines Atomkrieges, die globale Ausbeutung und Zerstörung der Natur durch den Menschen sowie die Folgen eines weltweiten Klimawandels und ihre bescheidene Rolle darin jemals auch nur hätten erahnen können.

Gegenwart

Mit all dem Müll und dem Beton und den Treibhausgasen, für die wir uns letzten Endes verantwortlich zeichnen müssen.

Ganz zu schweigen von all den kognitiven, radioaktiv verseuchten Ausdünstungen und Fürzen, die wie unheimliche und monströse Methanblasen im Bermuda-Dreieck unseres gefolterten menschlichen Bewusstseins an die Oberfläche steigen, Leviathanen gleich und vor glitschigen Tentakeln starrend, da sie den Kerkerdimensionen aus grauer Vorzeit entflohen sind und nun die einstmals klare Luft der Gegenwart verpesten.

Leviathan

Aber solcherlei Gedankendurchfall es wohl tatsächlich schon immer.
Eine Einladung hatte ich bekommen zu einer Schul-Reunion meines alten, in seinen Angeln knarzenden Gymnasiums im Juni selbigen Jahres. Das war so einer.
Um Himmels willen, was soll ich da? Das ist zwanzig Jahre und neun Welten her!

Üblich

Und es ist und bleibt natürlich mein persönlicher Eindruck, der allerdings gestützt wird von durchweg bestätigenden Kommentaren jener wenigen Individualreisenden, die mir auf meinem steinigen Weg bis dorthin begegnet waren.

Jedenfalls verspürte ich dort wie in keinem anderen Land zuvor Hemmungen und Unlust, auch nur auf die Straße zu gehen, nicht aus Angst vor tatsächlicher, physischer Gewalt, sondern weil ich einfach keinen Bock mehr hatte auf eventuelle Respektlosigkeiten und Unfreundlichkeiten, die jetzt sicherlich nicht die Regel waren, aber doch stets unter der Asche der ansonst üblichen Gepflogenheiten schwelten.

Tapfer

Auch und sogar an einem so besonderen Ort wie diesem, weil die tapferen Menschen von Awra Amba sich nicht komplett abschotten und der Welt verschließen wie zum Beispiel die sonderbaren Rastas in Shashamane, sondern im Gegenteil auch Menschen in ihre Mitte nehmen, die nicht zur Gemeinschaft gehören und es vorziehen, nicht nach ihren Idealen zu leben.

Normal

Das wurde mir nach einem Gespräch mit Deressa, dem Chefkoch des Restaurants, am Ende klar. Mit Sicherheit birgt das Gefahren: in etwa die einer Trübung ihrer reinen und unschuldigen Grundsätze oder das Risiko eines Rückfalls in „normale“ Zustände; aber ich habe wirklich keine Ahnung und weiß nichts von solchen Dingen.

Aber vielleicht zeigt es sich in dem schlecht versteckten und dezent unentspannten Verhalten einiger Community-Mitglieder mit ihren etwas fahrigen Blicken, wenn ich mich mal alleine umschauen wollte.

Offen

Einem Portugiesen wurde nämlich mitten in Awra Amba sein Handy geklaut, und deswegen haben sie verständlicherweise Angst um ihren Ruf – vor allem wenn man bedenkt, dass sie sowieso schon und immer noch weit jenseits des meilenweit hohen Tellerrandes ihrer Hochlandgesellschaft leben.

Aber letzten Endes kann nur durch eine solche Offenheit und Offenherzigkeit ein Zusammenleben mit dem Rest der Bevölkerung möglich werden, – garniert mit einer ordentlichen Portion Geduld wahrscheinlich – wenn jener Rest kasbakas, slooowlyslowly, durch den regelmäßigen Austausch im Alltag irgendwann einmal vielleicht doch checkt, dass das keine aussätzigen und fehlgeleiteten Freaks sind, mit denen er da seine angestammte Heimat teilen muss.

Zelle

Immerhin, so ähnlich haben sie es in Botswana auch gemacht, um die nach Blut lechzenden Stämme nach ihrer rücksichtslosen Zwangsteilung durch die Kolonialherren zu befrieden.

…A propos Freak, was ist eigentlich aus dem einsamen Moskito-Cowboy in meiner schnuckligen, gelben Zelle geworden? Hat der inzwischen etwa aufgegeben? –-
Ah, nein, er war nur kurz von meinen Barfußlatschen betäubt, ausgezeichnet. Angeblich soll man da drin keine Käsefüße bekommen… naja.

Unschuldig

Alltag

Armut

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