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Tukul

Wenn ich nicht versuchte, Bäume, Rundhütten und ganze Landstriche mit roher Gewalt in Pixel zu verwandeln, stritt ich ausgiebig und detailverliebt mit dem impertinenten Busbegleiter um etwa 50 Eurocent, weil er mir am Tage zuvor auf der Fahrt nach Dorze zuviel berechnet hatte.

Vielleicht lag da auch einfach ein Missverständnis vor, denn er fühlte sich definitiv im Recht und schien aufrichtig erzürnt, aufgrund dessen ich eine simple Verarsche als wenig wahrscheinlich erachtete. Es fehlte das kaum wahrnehmbare, verschlagene Grinsen.

Trotz

Trotzdem, ich war mindestens genauso viel im Recht und strafte ihn deswegen mit bösen Blicken. Davor muss man sich in Äthiopien durchaus in Acht nehmen, denn potentiell versucht Alles und Jeder, reiche ferenji zu übervorteilen. Deswegen wurde ich zugegebenermaßen richtig fuchtig, aber smart war das ja nicht.

Klar, dass der dann nur noch trotziger wird. Ich weiß auch nicht, ich bin es wohl nicht mehr gewohnt, um jede Erdnuss feilschen zu müssen.
Wie auch immer, für Unterhaltung war gesorgt während der Transferzeiten. Die kleineren Kurzstreckenbusse verlangen ähnlich wie Ryan Air gerne einmal Gepäckzuschlag; das können dann 30 oder auch 100 Birr sein, je nach Gemüt und Tagesqualität.

Gebälk

Den Vogel schoss schließlich einer ab auf einer Fahrt zwischen Konso und Dilla zurück in Richtung Norden. Also der, gell, wenn den sein Karma erwischt und einholt, dann rappelt’s aber im Gebälk, holla die Waldfee.

Die etwa dreistündige Fahrt kostete gerade einmal 75 Birr (2,50), sehr günstig eigentlich. Aber für meinen Rucksack (vergleiche 15kg zu meinen 85kg Fliegengewicht) wollte dieser geselchte Halodrie sage und schreibe fünfHUNDERT Birr! Teh, in Wirklichkeit wird da die Fahrkarte zum Zuschlag degradiert.

Preisverhandlungen

Wohl ging mir da das Messer in der Tasche auf und hätte sich freilich gerne an seine Halsschlagader geschmiegt, wären nicht einige überaus freundliche und hilfsbereite Mitfahrer gewesen, die gleichzeitig versuchten, meinen heilig schäumenden Zorn als auch seine maßlose Unverfrorenheit einzudämmen.

Ich wiederum hatte in der Zwischenzeit nichts gelernt und schrie ihn nur so an, was das denn für eine gemeine Frechheit und eine Beleidigung sei! Schließlich sei ich kein Anfänger mehr, nicht wahr, ich täte mich auskennen auf der Straße, und wenn er mir zu Nahe käme, so schöbe ich ihm, diesem ekelhaften Geizkragen, die 500 Steine in seine Gallenblase!!

Menschheit

Da hatten sie es dann richtig mit der Angst gekriegt, denn solche Ausbrüche waren die armen Pflänzchen anscheinend nicht gewohnt.
Bis auf den Halsabschneider, der war gegen alles und jeden immun und versuchte es weiterhin seelenruhig mal mit hundert, mal mit den anfänglichen 500 Birr.

Am Ende saß ich nur noch stur und trotzig wie ein Kind auf einem Sitz mit meinem Rucksack im Schoß, den ich so fest umklammert hielt, als ginge es um sein Leben. So nach dem Motto: „Versuch doch, mich hier rauszukriegen, Du mieser kleiner Pharisäer, dann werden wir schon sehen!“ und schüttelte von der Menschheit angewidert meinen roten Dickschädel.

Vorsicht

„Neinneinnein!! Mehr als dreißig zahl’ ich nicht!“ Am Ende einigten wir uns dann auf 45, aber das war sicherlich nicht meiner Feinfühligkeit zu verdanken, sondern dem diplomatischen Verhandlungsgeschick meiner einheimischen Schutzengel, denen ich im Anschluss meine höchste Dankbarkeit und Ehrerbietung versicherte.

Das war jetzt definitiv nicht die Regel, um Gottes willen, aber tatsächlich konnte man nie wissen, aus welcher Richtung die nächste Attacke kommt, denn eine Ausnahme bildeten solcherlei Episoden auch nicht gerade. Seid also stets auf der Hut.

Kindlich

Und bitte, um’s Geld geht es dabei sowieso nicht- doch! Zefix, ich habe meine kindlichen Ängste mit der Zeit durchaus im Griff, aber irgendwann ist auch mal Schicht! So.

Vor allem sehe es ich nicht ein, kleinbei zu geben und den souveränen Traveller zu spielen, damit diese Arschlöcher meinen, sie könnten mit einem umspringen, wie sie wollen. Gut, bin ich halt auch ein Arschloch. Wer Wind sät, der soll in diesem meinem Fall einen Splitter hagelnden Taifun ernten!

Kontrolle

Der Gipfel war dann ja, dass sie meinen Rucksack auf dem Dach oben gar nicht festzurrten! Hätte ich das im Zuge einer der mannigfaltigen und darüber hinaus immens sinnlosen Militärkontrollen nicht zufällig bemerkt und hätte ihn zur allgemeinen Belustigung der Beistehenden nicht selbst gesichert, wer weiß, in welchem Termitenhügel der am Ende gelandet wäre.

Ist das zu fassen?!
Andererseits war das wohl das erste Mal, dass ich tatsächlich Gelegenheit hatte, mein quasi originalverpacktes Seil zu benutzen, das ich für eben solche Zwecke seit Jahren mit mir herumschleppe auf Reisen. Das ist dann schon wieder lustig irgendwo.

Beistand

All die kleinen Hilfsmittel und Notfallgezeugsel, das seit jeher standardmäßig in meinem Reisegepäck wohnt und wie Kaspar Hauser noch nie das Licht des Tages erblicken durfte, kam dort in Äthiopien endlich nach und nach zum Zuge.

Na, auf jeden Fall hagelte es in der Folge abermals einige deutsch-englische Flüche von meiner feinsten Seite sowie die dazugehörigen besorgten Blicke meiner Sitznachbarn. Wenn mein Blick aber töten könnte, so gäbe es jetzt mit Sicherheit einen Busfahrer weniger in diesem Land.

Locals

Was für ein Hornochse, echt. Zu meiner Verteidigung und Genugtuung kann ich sagen, dass sich selbst die Locals im Bus einige Male über ihn beschwerten. Gell?
500 Birr, Mannmannmann. – Alter, das hab’ ich für die geführte Tour in Konso gezahlt inklusive Guide, vier Stunden Transport hin und zurück und Eintrittsgeld.
Nur so zum Vergleich.

 

 

Baum

Landstrich

 

 

 

 

 

 

On the Road

Tagesqualität

Rift Valley

 

 

 

 

 

Leben

Pixel

Braun

 

 

 

 

 

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