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Oder: Von allerletzten Dingen und nötigen Fortsetzungen

Schätze

Das wäre eh ein guter Schluss gewesen, gell. Ja, naja.
Es gibt aber tatsächlich noch ein Thema, das zwar immer wieder einmal angeschnitten wurde und aber einen besonderen Fokus verdient. Denn dabei handelte es sich um das eigentliche Herzstück dieser Reise.

Dieses Herzstück waren, mit Verlaub und ohne Zweifel, die Menschen.
Man muss in der Tat nicht kilometerweit fahren, wenn man den größten aller Schätze dieser beiden Länder entdecken will.

Ums Verrecken

Die Menschen, die das ehemalige Rhodesien bevölkern, waren die eindrücklichste und schönste Sehenswürdigkeit in und für sich selbst und verdammten die Victoria Falls zu einem greinenden Kieselstein.

Gut, vielleicht abgesehen von so manchem Busfahrer und/oder -begleiter. Aber a) möchte ich den Job ums Verrecken nicht machen müssen, und b) kristallisiert sich hierin ein kosmisches Naturgesetz. Sie haben im Prinzip keine Wahl.

Geduld

Egal, in welchem Universum oder auf welchem Planeten man sich auch befindet, die dortigen Vertreter des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs MÜSSEN, zu allen Zeiten und überall, grantig, unkommod und biestig sein; genauso wie die Standler am Münchner Viktualienmarkt, genauso wie der Apfel vom Stamm fällt und Sterne in der Nacht leuchten.

Und ja, wenn man Sachen organisiert kriegen will, muss man des öfteren eine gehörige Portion Geduld aufbringen, die einem westlichen Überholspur-Msungu vielleicht fremd und mithin… ineffizient erscheinen mag.

Therapie

Zum Glück vermag ich derartige Episoden, mittlerweile…, in den meisten- FAST in den meisten Fällen, als eine vom eben erwähnten Universum verordnete Therapie anerkennen: Probier’s mal, miiiiit Gemütlichkeit.…
Der Zottelpelz hat leicht reden, der verbringt doch sein halbes Leben im Winterschlaf… Nein, ich
bin nicht neidisch!

Natürlich gab es dort wie auch überall sonst auf der Welt Idioten und Vollpfosten, und es passierte nicht selten, dass ich von einem Besoffenen halbstark von der Seite angelabert wurde. Denn die – vornehmlich männlichen – Leute trinken gerne und viel und zeigen dadurch, dass sie reich sind.

Grund

Oder sie ersaufen ihre Armut. Einen Grund gibt es immer, das dürfte uns ebenfalls nicht unbekannt sein. In dem Fall konnte es mir zumeist egal sein, denn ich verstand sowieso nicht, was sie an mich heran waschelten; smile and wave, boys, smile and wave.

Es ist auch nicht so, dass sie schmerzhaft, erzwungen gastfreundlich oder zuvorkommend sein müssen wie so mancher Asiate, vielmehr offenbarte sich ihre eigentliche Freundlichkeit in feinen und entspannten, doch umso ergreifenderen und Nuancen:

Grinsen

In einem ehrlichen Grinsen vielleicht, oder zwei leuchtenden, überquellenden Augen, in einem sachten und bescheidenen Neigen des Kopfes, und hie und da und überall in ihrem herzlichen, klingenden Lachen, das in der Lage ist, Grenzbarrieren zwischen den Dimensionen zu schmelzen.

Erlaubt mir ein entfallenes Beispiel, so zugetragen am Bus-Terminus von Lusaka:
Ein junger, motivierter Verkäufer mit
Damenschuhen trat erwartungsvoll an mich heran. Von weitem schon hatte ich angefangen zu grinsen. Er verstand die Geste, und ich frage ihn scherzhaft, was denn diese bezaubernden, schwarzen Lackschühchen kosten sollen.

Zugetragen

Obwohl er wusste, dass ich nicht ernsthaft darauf einsteigen würde, unterbreitete er mir sein Angebot, einfach der Gaudi halber. „The price is good, but. They are just too small!“ – Er: „For your wife! For your wife!“ Wir beide wie auch die Umherstehenden mussten ordentlich lachen.

So ging es noch eine Weile hin und her, letztlich winkte ich aber dankend ab. Daraufhin unterhielt er sich kurz mit den Anderen auf Bemba, das Wort „Msungu“ (Weißer, Europäer) fiel zwischendurch, dann wieder Gelächter. Mit drohend erhobenem Zeigefinger klinkte ich mich feixend ein: „I do understand ,Msungu’, you know.“
Schallendes Gelächter.

Two arms, two legs…

Dann quasselte er irgendwas von einem Weißen, der sogar Bemba spreche, und dass wir uns ja gar nicht so unähnlich seien. – Schnell sprang ich auch auf diesen Zug, um noch mehr Punkte einzuheimsen, und führte also recht altklug aus: „Yes, you’re quite right. See, we all have two arms, two legs, one nose…“

Bääm, Volltreffer! Dieses Mal lachten nicht nur alle Wartenden um mich herum, sondern ich erntete sogar tosenden Beifall! So ähnlich müssen sich Politiker fühlen, wenn sie vor großen Mengen predigen. Nur dass ich es in der Tat ernst gemeint hatte; wenn es auch ein kleiner Show Off war, um mein zitterndes Ego zu streicheln. – Immerhin hatte sich dabei niemand verletzt: win-win also.

In Ruhe

Im Allgemeinen wurde ich aber eher in Ruhe gelassen, und das war soooo angenehm. Das war ich von so mancher Gegend ganz anders gewohnt.
Selbst die Straßenburschen in Touristenorten (von denen es damals eh kaum welche gab) offenbarten stattdessen einen erfrischenden, selbstironischen Charme, der mir auf meinen bisherigen Reisen in der Form noch nie begegnet war.

Nach einem abwehrenden „No“ mochten sie durchaus noch einen Versuch wagen, aber an ihrem schelmischen Grinsen konnte ich bereits erkennen, dass sie mich nur noch necken wollten.

Trat ich aber mit einem Problem an einen Einheimischen heran, setze er buchstäblich alle Hebel in Bewegung, um mir aus der Patsche zu helfen, als ob ungelogen sein eigenes Leben davon abhinge. Und wenn er es nicht konnte, marschierte er mit Sicherheit solange durch das gesamte Dorf, bis er jemanden gefunden hatte, der eine Lösung parat hielt.

Eben diese geniale Mischung aus relaxter Hilfsbereitschaft und einem gesunden Respekt vor Privatsphäre war es, die das das Reisen in Sambia und Zimbabwe für mich so unbezahlbar machte.

Straßenburschen

Von der Seite

Nuancen

Gemütlichkeit

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