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Gar nicht so schlecht

Das „Brújula“-Café auf der nördlichen Seite des Zentrums hatte auch einen beschaulichen Hof, und der Cappuccino war gar nicht so schlecht.
Im Allgemeinen hat
te sich allerdings der Tatbestand bezüglich des Kaffees in jenen Breiten nicht groß verändert: sie waren immer noch eine recht wässrige oder vielmehr milchige Angelegenheit, grad dass sie halt eine Farbe hatten.

Meistens so ein gebrechliches, schwindsüchtiges Beige, das lässt also schon noch optimieren.
Aber
dort fühlte ich mich erst einmal wohl, bis ich zu der gramvollen Erkenntnis gelangen musste, dass es sich beim Brújula um eine dieser erzkapitalistischen Ketten handelte, die sich nur den Anstrich der Revolution gab.

Gefallen entfallen

Diese Teufel! Das ganze sozialistische Che-Branding war alles nur Marketing! – Da muss man im übrigen ganz besonders aufpassen, vor allem in so unsicheren Zeiten wie heute.

Ich bin dann aber trotzdem nochmal hin, wegen dem Innenhof.
Am besten hat mir aber der Laden in der „Independencia“ gefallen, nur fällt mir jetzt blöderweise der Name von dem Café nicht mehr ein, aber das war ziemlich weit hinten. Da waren die Räumlichkeiten wie eine private Wohnung eingerichtet, ein Kinderzimmer gab es auch.

Kinderzimmer

Neu ist das ja auch nicht mehr, aber sie hatten es hübsch gemacht mit vielen kleinen Sitzecken irgendwo zwischen Gerümpel und den vielen Topfpflanzen. Im Gegensatz zur Dependence des Erzfeindes gab es dort auch eine Dachterrasse, klein aber Trumpf.
Sehr entspannte Leute, ein wenig angehipstert vielleicht, aber nicht so schlimm.

Einmal wollte ich in den ethnobotanischen Garten, aber da kam man nur im Rahmen einer Führung rein. Gott sei Dank, ging der Kelch schon an mir vorüber.
In meiner Hood gab es einige kleine Bio-Märkte, wo man teuren Kaffee und so Pflegeartikel kaufen konnte. Denen ihre Kakaobohnen schmeckten ziemlich bitter, wahrscheinlich, weil sie organisch waren.

Meine Hood

Dort erstand ich auch etwas Kokosöl, weil ich mein Tattoo täglich damit einreiben musste. Das Zeug war zu der Zeit fast noch angesagter als Papaya-Samen. Wenn Ihr Euch aber erinnert, meine neue Tätowierung befand sich mitten auf der Wirbelsäule, also kam ich da schlecht ran.

Die Rezeptionistin im Don Pablo gluckste verschämt und schaute ein bisschen hilflos und entgeistert dabei umeinander, machte sich jedoch mit all der Würde, die sie in dem Moment aufbringen konnte, an die Arbeit.

Nicht weit von da

Trotzdem, ganz koscher war ihr die Sache nicht.
D
er beste Ort allerdings in ganz Oaxaca, das war eine winzige Eisdiele. Ich selber wäre ja gar nicht drauf gekommen, da ich diese ganze Zunft noch nie so wirklich auf meinem Radar hatte. Ich mag Eis, aber aus irgendeinem Grund denke ich nie daran, welches zu essen. Also musste mich Petra dazu bringen, dazu gleich.

Auf falle Fälle hatten die dort einen Affogato. – Ahalso, meine Herrschaften! Ich weiß nicht, ob Ihr das kennt, das ist im Prinzip nur ein Eiskaffee, nichts, was an sich die Welt verändert. Vielmehr lief die Brühe trost- und antriebslos aus einem Automaten, aber jetzt kommt’s!
Der Schlüssel, die zaubrische Zutat hieß in diesem Fall „Almendra“.

Gasriese

Ihr müsst den unbedingt mit Mandeleis bestellen, die Mischung, oh – mein – GOTT!, erschafft Welten und lässt Gasriesen vor Freude kollabieren. Vergesst Vanille, vergesst Schokolade, schmeißt sie weg, das ist alles Käse! – Das schmeckt alles wie ausgelatschte Socken dagegen, ich hab’s doch probiert.

Echt, Ihr müsst das versuchen. Und wenn Ihr Euch auf Eurem Sterbebett endlich darüber aufregt, dass Ihr es nicht getan habt, ich bin nicht schuld!
Petra ja, wie gesagt, lang hat
es nicht gedauert. Die war auch oben in San Mateo, aber wie die meisten anderen Teilnehmer kannte ich sie schon von den Medizin-Camps.

Alles im Leben

Außerdem von einer whatsapp-Gruppe, und das muss ich bei aller Häme und Verunglimpfung zugeben, dass es in der Tat möglich ist, einen Menschen recht gut über dieses ungemütliche Medium kennenzulernen, wenn man es denn aufrichtig und mit Hingabe betreibt – wie alles im Leben.

Demnach waren wir uns vor unserem Wiedersehen in der Cuna schon so vertraut, so dass es uns ganz komisch vorkam, denn davor hatten wir uns wirklich nur ein- oder zweimal gesehen. Jetzt holten wir das aber nach, auch und vor allem in Oaxaca, weil wir da nur zu dritt waren.

Zugefallen

Bei Lebenskünstlern, oder Leuten, die welche werden wollen passiert das ja oft wie zufällig, weil die alle so hart Mast im Flow sind, oder sich zumindest wähnen. Ich traf ich sie also völlig unverabredet in der Stadt, zusammen mit ihrem Sohn Inja, auf den sie so stolz war, weil das Reisen mit ihm offenbar richtig gut klappte.

Ihr ein(st)maliger Freund Benedikt war zu dem Zeitpunkt nicht mehr dabei, denn mit ihm klappte das Reisen nicht so gut, aber die waren halt beide auch dem Cuna-Fluch erlegen.

Gruslig

Wir gingen da viel cleverer an die Sache heran, und übersprangen diese ganze leidige und furchtbar komplizierte Kiste mit der Romantik drin. Ohne Umschweife oder lästige Verwicklungen gingen wir sofort in etwas über, das schon eher einem gesetzten und harmonischen Familienalltag glich. Echt, das war gruslig.

Petra sprach es am Ende aus, aber wir stimmten beide darin von Anfang an überein. Dabei verbrachten wir nur einen einzigen Tag gemeinsam, und den nutzten wir, um uns die Ruinen von Monte Alban anzuschauen. Ich sag’s Euch, das fühlte sich voll so an wie ein Familienausflug von Menschen, die schon ihr halbes Leben miteinander verbracht hatten.

Universen

War aber auch nicht das erste Mal.
Inja erschien mir wie so viele Burschen in seinem Alter, bis auf die Tatsache, dass mich aus den bodenlosen Brunnen seiner dunklen Augen das Universum selbst anzublicken schien. …Wow.

Monte Alban lag auf einem Hügel gerade eben außerhalb der Stadt, nur einen kurzen Hüpfer mit dem Bus entfernt. Wenn man nicht so ausgesprochen und organisiert verplant gewesen wäre wie wir und rechtzeitig aufgebrochen wäre, hätte man dort bestimmt auch hinwandern können.

Hügel

Ich dachte mir ja nicht viel dabei. Beziehungsweise hatte ich Monte Alben wie die Eisdiele überhaupt nicht auf dem Schirm, beziehungsweise war der gar nicht an.
Das war im übrigen auch bemerkenswert, denn dies war die allererste Reise in all den langen Jahren, auf der ich vollständig und voll mit Absicht ohne Reiseführer unterwegs war. -shock-

…Früher konnte man da, die hießen „Bücher“ glaub ich, kaufen mit Informationen drin. Die musste man „aufschlagen“, und dann gab es da so Seiten mit Buchstaben und Wörtern, die man von Hand, quasi manuell umblättern musste. Ich weiß, voll grell.

Außerhalb

Klappt

Erschaffer von Welten

Gerümpel

Branding

 

Nicht schlimm

Organisch

Würde

 

 

 

 

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